Das Fotografieren auf Reisen gehört mit Sicherheit zu den schönsten Genres in der Fotografie – so viele Motive und Eindrücke warten darauf, mit der Kamera festgehalten zu werden. Doch gute Reisefotos zu schießen ist gar nicht so einfach, denn oft wirken sie langweilig und können bei weitem nicht das wiedergeben, was man live erlebt hat. Mit ein paar einfachen aber effektiven Tricks werden die Bilder aber oft schon deutlich interessanter und spannender.
Um die folgenden Tipps umzusetzen braucht man keine teure Kamera und auch kein Fachwissen – ein beliebiges Gerät, mit dem man Fotos machen kann (meinetwegen auch ein Smartphone) und ein aufmerksamer Blick reichen oft schon.
Anmerkung: Dieser Artikel ist bei weitem nicht vollständig, es gäbe zum Thema Bildgestaltung noch eine Menge mehr zu sagen. Ich habe mich aber bewusst nur auf die folgenden Aspekte konzentriert und wollte keinen ausführlichen Bildgestaltungs-Guide schreiben. Vielleicht gibt es aber ja irgendwann mal einen Teil zwei…
1. Rahmen
Immer wieder gut sieht es aus, wenn man es schafft, das Motiv einzurahmen. Hierfür ist man gerade in Städten natürlich etwas auf die baulichen Gegebenheiten angewiesen, aber wer einen guten natürlichen Rahmen entdeckt (Torbögen sind ideal), der sollte diesen unbedingt nutzen.
Auch zwei Häuser oder Bäume in der Natur bieten die Möglichkeit, das Motiv einzurahmen, allerdings sieht das meistens nicht ganz so toll aus wie der oben erwähnte Torbogen. Weitere Alternativen sind beispielsweise Gucklöcher oder Geländer.
2. Vordergrund
Sehr ähnlich ist es, wenn man dem Bild einen Vordergrund verpasst – ein Rahmen ist im Prinzip das selbe, nur eine spezielle Art von Vordergrund.
In der Fotografie wird oft der Spruch „Vordergrund macht Bild gesund“ zitiert, und tatsächlich macht dieser Merksatz (zumindest in der Reisefotografie) eigentlich immer Sinn. Klar, ab und an gibt es auch hier Motive, die ohne Vordergrund besser wirken, aber grundsätzlich macht man in 99 Prozent der Fälle nichts verkehrt, wenn man sich einen solchen sucht.
Das können im Zweifelsfall auch die Pflastersteine auf dem Boden oder ein besonders hübsch verzierter Gullideckel sein – wer lange genug auf dem Boden herumkriecht, der findet schon etwas… 😉 Auch Blätter, Blumen, Zäune oder Fahrräder geben immer wieder dankbare Vordergründe ab.
Beim Fokussieren kann man dann entweder ganz normal auf das Hauptmotiv scharf stellen, oder man lässt dieses in der Unschärfe verschwinden und stellt gleich auf den Vordergrund scharf. Ich probiere oft beide Varianten aus und entscheide dann hinterher, welche mir besser gefällt.
Das mag jetzt auf den ersten Blick vielleicht etwas seltsam klingen, aber glaubt mir, es macht das Bild (fast) immer spannender, als wenn man einfach nur draufhält. Probiert es aus!
Hier mal eine ganze Reihe Fotos mit verschiedenen Vordergründen:
3. Perspektive
Oben habe ich schon erwähnt, dass man gute Vordergründe oft auf dem Boden findet – aber auch wenn dem nicht so ist, lohnt es sich, das Foto nicht im Stehen sondern von zum Beispiel unten aus aufzunehmen, denn die Wahl der Perspektive macht einiges aus. Auch ein Blick mit der Kamera nach oben oder nach unten kann sich lohnen und bringt ganz neue Fotos.
4. Spiegelungen
Etwas spezieller, aber definitiv eine meiner fotografischen Lieblingsdisziplinen ist es, Spiegelungen in Pfützen aufzunehmen. Das funktioniert logischerweise an Regentagen oder kurz danach sehr gut, bei Sonnenschein schaut es hingegen oft schlecht aus. Es soll aber auch Fotografen geben, die sich dann mit einer Wasserflasche bewaffnet eine eigene Pfütze basteln…
Um solche Pfützenfotos zu machen, ist ein Klappdisplay extrem hilfreich (nie wieder ohne!), denn man muss die Kamera so nah wie möglich über der Wasseroberfläche halten. Sieht für Umstehende vielleicht etwas komisch aus, aber es lohnt sich.
Eine Alternative zu Pfützen sind übrigens Schaufensterscheiben oder Auto-/Motorradspiegel, ich persönlich bin damit aber nie so warm geworden.
5. Details
Während die ersten vier Tipps doch alle gewisse Ähnlichkeiten haben, geht es hier jetzt nicht mehr darum, ein bestimmtes Motiv mit irgendwelchen Vordergründen zu kombinieren, sondern Details zu finden und in Szene zu setzen. Das können Verzierungen an Fassaden, Türklopfer, Laternen, Geländer, abgestellte Flaschen, Fischernetze, Details an Booten, Straßenschilder oder Statuen sein. Dinge also, an denen andere Touristen oft achtlos vorbeilaufen und sie vielleicht gar nicht bemerken.
Auch in Landschaften kann man Details festhalten – hierbei handelt es sich dann aber mehr um Ausschnitte aus der ganzen Landschaft, nicht um einzelne Gegenstände. Hier ist ein Teleobjektiv hilfreich, außerdem braucht man oft Zeit, um solche Ausschnitte zu finden. Oft sitze ich hinterher am Computer an meinen Fotos und denke mir „das wäre jetzt genau der richtige Ausschnitt gewesen, warum bin ich da nicht schon vor Ort draufgekommen?“. Naja, ein Vorteil der vielen Megapixel heutzutage ist ja, dass man hinterher problemlos zuschneiden kann, trotzdem ist es natürlich mein Ziel, solche Ausschnitte auch schon während dem Fotografieren zu entdecken.
Fazit
Es ist nicht schwer, bessere Fotos zu schießen, wenn man aufmerksam durch die Gegend geht und immer versucht, nicht einfach nur draufzuhalten, sondern sich Gedanken macht und vielleicht einen der oben beschriebenen Tipps umsetzt. Die Schwierigkeit besteht am Ende darin, im richtigen Moment an die verschiedenen Möglichkeiten zu denken – sie umzusetzen ist dann eigentlich ziemlich einfach.
Weitere Fotografie-Tipps:
Noch mehr Fotos?
Das waren ein paar meiner Tipps für die Bildgestaltung in der Reisefotografie – ich hoffe, sie waren für den ein oder anderen nützlich! Soviel übrigens zu meinem Vorsatz, ich will keine Fotografietipps-Artikel schreiben – jetzt sind es doch schon zwei…
Wow, tolle Fotos, gepaart mit wirklich coolen Tipps! Darf ich die auf unserer nächsten Reise auch anwenden?
Selbstverständlich! 😉