Bevor es für mich Ende August für zwei Tage in den Zoo Zürich ging (einen Bericht über den Abend in der Stadt gibt es außerdem hier), wollte ich unbedingt noch in den Tiergarten Nürnberg. 2017 war ich nach langer Zeit mal wieder dort und seitdem steht der Zoo jeden Sommer fest auf meiner Zu-Besuchen-Liste. Ich finde, Nürnberg ist von München aus der schönste gut erreichbare Zoo (Hellabrunn selbst zählt hier mal nicht mit rein), knapp vor dem ebenfalls sehr sehenswerten aber deutlich kleineren Zoo Salzburg.
Der Tiergarten Nürnberg
Mit 65 Hektar ist der Tiergarten Nürnberg nach Fläche der zweitgrößte Zoo Deutschlands, nur der Tierpark Berlin ist mit 160 Hektar größer. Ein Großteil der Fläche wird allerdings für die teilweise riesigen Huftieranlagen im unteren Bereich des Parks verwendet, einen Zoobereich, den viele Besucher wahrscheinlich auslassen (dazu gleich mehr). Auch ich habe mir die meisten Huftieranlagen dieses Jahr gespart, da ich meine Zeit lieber wo anders verbracht habe.
Besonders toll am Tiergarten ist die Lage in einem großen Waldgebiet, außerdem liegen Teile eines alten Steinbruchs auf dem Gelände, welche auch in einige Anlagen integriert wurden. Dementsprechend ist der Park aber teilweise auch ziemlich steil (gefühlt sogar noch steiler als der Zoo Zürich, aber ich hab das natürlich nicht gemessen oder so), so dass man es sich schon zweimal überlegt, ob man einen Weg wirklich gehen muss.
Der Tiergarten lässt sich grob in drei Teile teilen: Der Bereich direkt hinter dem Eingang mit Anlagen unter anderem für Giraffen, Affen und Erdmännchen sowie dem Manatihaus und der Delfinlagune, der obere Parkteil mit Gehegen für Tiger, Löwen, Schneeleoparden, Rote Pandas, Eisbären und Greifvögel sowie der untere Parkteil mit den weitläufigen Huftieranlagen und Seen für Wasservögel.
Der Eingangsbereich
Der Bereich gleich hinter dem Eingang ist meiner Meinung nach auch der beste und interessanteste Teil des Parks, einige Gehege hier finde ich regelrecht genial. Nennenswert sind hier etwa die natürliche und große Insel der Totenkopfäffchen, die riesige und mit Abstand beste Anlage für Erdmännchen (und Fuchsmangusten) die ich kenne, das Mediterraneum – ein großes Freilandterrairium für Reptilien und andere Kleintiere aus dem Mittelmeerraum in einer hübschen Felskulisse, und natürlich das Manatihaus, mein persönliches Lieblingstropenhaus (noch vor dem Gondwanaland in Leipzig und dem Masoala-Regenwald in Zürich, obwohl beide deutlich größter und beeindruckender sind).
Nicht ganz so perfekt wie die oben genannten Anlagen, aber ebenfalls ganz gut (was die Außenanlagen angeht, die Innenanlagen sind noch verbesserungswürdig) sind die Affenanlagen für Sphinx-Paviane sowie Gorillas vergesellschaftet mit Berberaffen.
Und dann ist da ja auch noch die Delfinlagune, auf die ich später noch näher eingehen möchte.
Der obere Zooteil
Ebenfalls voll mit interessanten Tierarten und größtenteils sehr schön ist der obere Zooteil. Die Analgen sind auch hier sehr natürlich gehalten und liegen oftmals vor oder in den Resten des ehemaligen Steinbruchs. Wie fast alle Gehege im Tiergarten sind auch die meisten dieser Anlagen tierhalterisch und gestaltungstechnisch auf einem extrem hohen Niveau (Fischkatze, Luchs, begehbare Bartgeiervoliere, Buntmarder, Roter Panda, Schneeleopard), allerdings gibt es hier auch die ein oder andere Ausnahme (z.B. das Tapirhaus oder die Tigeranlage).
Die Anlage der Sibirischen Tiger ist sehr schön gestaltet (rein optisch eines meiner liebsten Tigergehege), aber leider deutlich zu klein. Da in Nürnberg zudem mit Katinka und Samur ein Tigerpärchen lebt, das offensichtlich nicht dauerhaft zusammen gehalten werden kann (anders als in vielen anderen Zoos, etwa Jegor und Ahimsa in Hellabrunn), müssen die beiden Katzen die Anlage auch noch im Wechsel belegen, während das jeweils andere Tier die Zeit im (teilweise einsehbaren) Innengehege verbringt. Das ist alles andere als optimal und sollte meiner Meinung nach geändert werden.
Eine Möglichkeit wäre es etwa, die Tiger- und die benachbarte Löwenanlage (welche zwar ähnlich aufgebaut aber deutlich größer ist) zusammenzusetzen, so dass es zwei Tigergehege gibt (die beiden Gehege könnten über das Innengehege eigentlich leicht verbunden werden). Dann wäre nur die Frage, wo man stattdessen die Asiatischen Löwen unterbringen kann, auf deren Haltung auch nicht verzichtet werden sollte. Ich fände ja eine komplett neue Löwenanlage irgendwo im unteren Zooteil eine gute Idee (dort ist sowieso massenhaft Platz, außerdem würde dieser Bereich des Tiergartens dadurch für Besucher deutlich attraktiver werden als bisher), ich fürchte aber, dass das wohl eher nicht passieren wird…
Der untere Zooteil
Der untere Teil des Zoos ist der Größte, aber für mich wie gesagt auch der mit Abstand Unattraktivste. Hier leben verschiedene Huftierarten in sehr großzügigen Gehegen, eingebettet in eine Waldlandschaft, die immer wieder von Wiesen und Seen durchbrochen wird. Die Gehege sind wie gesagt alle gut (weil groß), trotzdem steckt in diesem Parkteil noch eine Menge Potenzial das nicht verschenkt werden sollte. Ich vermute mal, dass es derzeit auch einigen anderen Zoobesuchern so wie mir geht und sie diesen Bereich des Zoos meistens einfach auslassen.
Es gäbe eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie man diesen Parkteil anders gestalten könnte, so könnte man zum Beispiel alle Gehege zu Einem zusammenlegen und dieses als afrikanische Savannenanlage für Giraffen, Zebras, Nashörner, Antilopen und vielleicht sogar afrikanische Elefanten nutzen (und dann eben noch ansprechend gestalten) – die Kiwara-Savanne in Leipzig wäre nichts dagegen. Auch eine große moderne Elefantenanlage wäre auf dieser Fläche denkbar (diese Tiere gibt es seit einiger Zeit nicht mehr in Nürnberg). Es gibt jedenfalls eine Menge Optionen und nur wenige Zoos haben überhaupt so enorm viel Platz zur Verfügung. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn der Tiergarten diesen Bereich irgendwann mal richtig ausnutzt…
Eine (kleine aber feine) neue Anlage gibt es im unteren Parkteil schon – das Wüstenhaus. Im ehemaligen Flusspferdhaus läuft der Besucher durch eine Wüstenlandschaft und kann dabei vielen kleineren Wüstenbewohnern wie Mistkäfern, diversen Reptilien und Vögeln, Kurzohrrüsselspringern und Spinnen ohne Barrieren begegnen. Ein ungewöhnliches, aber durchaus interessantes Tierhaus!
Die Delfinhaltung im Tiergarten Nürnberg
Im Sommer 2011 vollendete der Tiergarten Nürnberg sein bisher wichtigstes Bauprojekt – die Delfinlagune (und das benachbarte Manatihaus, welches meiner Meinung nach deutlich gelungener und interessanter ist). Seitdem spaltet die Anlage sämtliche Geister und der Tiergarten steht für seine Delfinhaltung oft in der Kritik.
Die Haltung von Delfinen oder anderen Walen ist ein schwieriges Thema, und während ich mir bei allen anderen Tierarten sicher bin, dass sie artgerecht in Gefangenschaft gehalten werden können (was leider nicht heißt, dass das auch überall der Fall ist – kein Zoo ist perfekt), bin ich mir bei Delfinen nicht immer so sicher. Einerseits unterstützt der Tiergarten viele Artenschutzprojekte zum Erhalt vom Aussterben bedrohter Delfinarten, auf die rund um die Lagune aufmerksam gemacht wird, außerdem ist eine der Aufgaben von Zoos immer schon gewesen, Menschen für Tiere und Natur zu sensibilisieren, weswegen es durchaus gut ist, dass Leute die Möglichkeit haben, Delfine auch in echt und nicht nur in Filmen sehen zu können. Andererseits ist die Haltung dieser Tiere natürlich kritisch zu sehen – ich denke nicht, dass es unmöglich ist, aber ich verstehe auch jeden ein bisschen, der damit ein Problem hat.
Insgesamt finde ich es gut, dass es nur noch wenige Zoos gibt, die Delfine halten, alleine schon weil es ein riesiger Aufwand ist und man stattdessen eine Vielzahl anderer (vielleicht stark bedrohter) Arten halten könnte. Die Tiere aber komplett aus den Zoos verschwinden zu lassen würde ich trotzdem für einen Fehler halten. Die Auswilderung der Delfine wäre wahrscheinlich sowieso schwer bis unmöglich, wenn dann müsste man eher die Zucht stoppen und die Haltung langsam auslaufen lassen.
Egal wie man jetzt zu dem Thema steht: Fakt ist, dass die Delfinhaltung in Nürnberg besser ist als in vielen anderen Zoos mit klassischen Delfinarien – es ist deutlich mehr Platz verfügbar, die Lagune kann problemlos in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden, wenn die Tiere mal seperiert werden müssen und außerdem werden die Delfine in Nürnberg draußen gehalten (ich weiß nicht, ob das wirklich einen Unterschied macht, aber ich würde es schon vermuten…?), außerdem steht das alte Delfinarium neben der Lagune nach wie vor als Innenanlage zur Verfügung, wodurch der Platz nochmal ein klein wenig vergrößert wird.
Wie auch immer, der größte Fan von Delfinhaltung und der Delfinlagune in Nürnberg bin ich nicht, weswegen ich meistens nur kurz dort vorbei schaue und danach einen großen Bogen um sie mache. Und mal ganz abgesehen davon ob die Haltung der Wale jetzt artgerecht ist oder nicht finde ich andere Tieranlagen wie etwa das benachbarte Manatihaus um ein vielfaches spannender – meiner Meinung nach brauchen Tierparks keine Delfine um für Besucher attraktiv zu sein und ich fände es deutlich besser, wenn ein Zoo mit seinen Ressourcen (Geld und Platz) andere Tieranlagen baut und nicht alles in die Delfinhaltung steckt.
Fazit
Viele interessante Tierarten sowie insgesamt ein großer Artbestand, die schöne Lage imWald und tolle natürlich gestaltete Anlagen machen den Tiergarten Nürnberg zu einem der Top-Zoos in und um Bayern, ein Besuch lohnt sich eigentlich immer. Auch für diesen Sommer steht der Tiergarten wieder auf meiner Liste! (So kurz und knapp kann man ein Fazit also auch schreiben… 😉 )
Fotos aus dem Tiergarten
Das war mein Artikel über den Tiergarten Nürnberg und meinen Besuch dort im August 2019 – besser spät als nie. Als nächstes gibts dann vielleicht mal wieder etwas, das nichts mit Zoos zu tun hat nach drei Zooartikeln in Folge – mal schauen…
Ohhhhh, wie süß ist das Erdmännchen (von vorn) und das spielende Äffchen!!! Und auch der leuchtende Schmetterling ist ein Traum.
Freut mich, wenn es gefällt!
LG Florian