Spätestens seit der langen Nacht der Architektur war für mich klar, dass ich dieses Jahr unbedingt mehr in München fotografieren muss. Ich meine, wenn man schon so eine tolle und fotogene Großstadt quasi direkt vor der Haustür hat, muss man das doch auch nutzen. Und anders als ich noch vor einem Jahr gedacht hatte ist dies auch auf Dauer noch nicht einmal langweilig, denn München hat so viel mehr zu bieten als nur den Bereich zwischen Marienplatz und Odeonsplatz! Im Gegenteil, es gibt eine Menge toller Fotospots, die sich vor allem für Nachtaufnahmen (bis heute meine heimliche Lieblingsdisziplin der Stadt- und Architekturfotografie) wunderbar eignen.
Seit der Architektur-Nacht war ich jetzt fünf mal mit der Kamera in München unterwegs. Wenn die Kamera klein genug wäre, um in den sowieso schon sehr begrenzten Freiraum meiner Schultasche zu passen, würde ich aber mit Sicherheit noch deutlich öfter auch spontan noch in der Stadt bleiben – in solchen Momenten bereue ich es ein wenig, eine Spiegelreflexkamera ausgewählt zu haben… 😉 So aber war ich „nur“ fünf mal auf Fototour – am 27. Januar, am 1. Februar, am 1. März, am 16. März und zuletzt am 22. März. Dabei sind so viele Fotos entstanden, dass es viel zu lange dauern würde, auch noch alles bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Daher gibt es heute nur mal in aller Kürze meine Lieblingsfotos von diesen Ausflügen sowie mit einer ganz groben Beschreibung dazu, wo sie jeweils aufgenommen wurden (ich war schon recht weit mit einem sehr ausführlichen Artikel zu dem Thema, aber glaubt mir, das will keiner lesen…)
Ich könnte mir grundsätzlich gut vorstellen, dass ich auch weiterhin im Drei-Monats-Takt die Fotos von meinen München-Touren zeigen werde, ungefähr so wie ich es derzeit schon jeden Monat mit meinen Hellabrunn-Fotos mache (apropos, Zeit wirds wieder… 😉 ).
Noch kurz zur Ausrüstung: An der Kamera montiert war bis auf die letzte Tour am 22. März, wo ich mit dem 18-135mm unterwegs war, immer das kleine 18-55mm Kit-Objektiv. Ich weiß nicht woran es liegt, aber mir persönlich macht dieses sehr handliche und leichte Objektiv in der Stadt sehr viel Spaß, und da es aufgrund der Größe deutlich leichter zu transportieren ist und einfacher mal noch in die Tasche mit rein passt als das große 18-135mm, ist es für Städteausflüge derzeit meine erste Wahl. Nur leider habe ich (noch 😉 ) keinen passenden Graufilter dafür, weswegen ich hier vorher entscheiden muss, was ich überhaupt fotografieren möchte.
JPEG oder RAW?
Ursprünglich hatte ich übrigens während den ersten drei Touren im RAW-Format fotografiert. Eine ganze Weile habe ich es tatsächlich auch durchgehalten und zum Beispiel alle Fotos von einem Ausflug an den Ammersee oder in die Altstadt von Nördlingen auch im RAW-Konverter bearbeitet. Seit ungefähr Mitte März habe ich aber wieder damit aufgehört und das hat zwei einfache Gründe: Erstens bin ich wenn ich ganz ehrlich bin noch immer nicht zu Hundert Prozent mit dem Ergebnis zufrieden gewesen. Zwar sahen die Bilder von den Farben und von der Helligkeit her am Ende schon sehr gut aus (ganz am Anfang hatte ich damit auch noch sehr Probleme), aber die Verzeichnungskorrekturen funktionierten in Darktable nicht wirklich gut und so wurden gerade Linien vor allem an den Bildrändern oft verzerrt dargestellt, was natürlich alles andere als schön ist. Alle Korrekturmöglichkeiten, die es hier gab verstärkten den Effekt eher als ihn zu beheben. Ich denke aber mal, dass man dagegen bestimmt noch eine Lösung gefunden hätte.
Ein viel wichtigerer Grund für mich, um doch wieder zu JPEGs zurückzukehren, ist tatsächlich der Aufwand. Ja, es stimmt schon, dass man an einem Hobby, das einen zu sehr stresst und unter Druck setzt (in dem Fall der Druck all diese Bilder noch bearbeiten zu müssen) nicht mehr allzu lange Freude haben wird. Wenn ich ganz ehrlich bin habe ich mir auch schon sehr viele Gedanken gemacht, ob ich so wirklich im nächsten Urlaub fotografieren will. Klar ist die Qualität der bearbeiteten RAWs einfach besser (wenn man es richtig macht, hundertprozentig ausgereift war das bei mir am Ende sowieso noch nicht), aber ich habe für mich jetzt beschlossen, dass ich diesen Preis (nämlich Ewigkeiten am Computer zu sitzen und Bilder zu bearbeiten) dafür nicht zahlen will.
Ich bin auch nochmal durch die Bilder gegangen und habe mir speziell von den drei Ausflügen nach München die JPEG-Vorschaubilder (auch wenn ich in RAW fotografiere speichert die Kamera das JPEG mit, welches dann zum Beispiel auf dem Kameradisplay oder am Computer in den meisten Programmen zu sehen ist) angeschaut. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ist es gar nicht zwingend nötig, immer alle Bilder zu bearbeiten, da mir die Qualität der JPEGs eigentlich ausreicht bzw. mir die Fotos oft insgeheim sogar besser gefallen als die bearbeiteten RAWs. Also habe ich mir die JPEG-Version aus den Fotos „rausgespeichert“ und einfach mit denen weitergearbeitet. Und bis auf wenige Ausnahmen (meistens eben Bilder mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten) bin ich absolut zufrieden damit und das Sortieren und die Bearbeitung der Fotos machen mir so auch wieder mehr Spaß.
Für die Zukunft habe ich die Kamera also wieder komplett auf JPEG gestellt. Und ich habe mir vorgenommen, mich noch mehr mit der richtigen Belichtung schon vor Ort auseinanderzusetzen (unter anderem mit dem Histogram), um in Zukunft auch hier keine oder kaum ausgebrannte Stellen zu haben (Stichwort ausgebrannter Himmel – deswegen habe ich die ganze Geschichte ja angefangen). Die RAW-Dateien aus den zwei Monaten jetzt habe ich aber trotzdem mal noch aufgehoben – wer weiß, vielleicht brauche ich sie ja in ein paar Jahren doch mal wieder… 😉
27.01.2019 – Vom Siegestor zum Odeonsplatz
Die erste München-Fototour machte ich vor einem meiner Zoobesuche am 27 Januar. Und ja, ihr habt richtig gelesen – VOR dem Zoobesuch! Dementsprechend früh bin ich also aufgestanden (ungefähr 5:20 Uhr), und das will am Wochenende schon was heißen bei mir… 😉 Mein Plan war es, noch zur blauen Stunde am Siegestor zu sein, denn dieses Bild wollte ich unbedingt machen. Fast hätte die S-Bahn meinen Plan zwar noch zerstört (ich hatte den 40-Minutentakt um diese Uhrzeit vergessen und war dann 20 Minuten später dran, was lichttechnisch sehr viel ausmachen kann), aber ich hatte Glück und der Himmel blieb noch ein paar Minuten schön blau, so dass noch ein paar gute Fotos entstanden sind. Danach ging es dann mit der U-Bahn eine Station weiter zum Odeonsplatz, wo ich die schöne morgendliche Atmosphäre an diesem klaren Wintertag genossen habe und nebenbei noch ein paar Fotos schießen konnte.
01.02.2019 – Blick vom Alten Peter und nochmal das Siegestor
Nicht mal eine Woche später bin ich an einem Freitag Nachmittag nach dem Praktikum noch in der Stadt geblieben, um zu fotografieren. Es versteht sich natürlich von selbst, dass ich die Abende vorher immer wunderbare Sonnenuntergänge vom Büro aus sehen konnte, aber sobald ich die Kamera mal mit dabei hatte der Himmel in diesem unglaublich langweiligen Grau-Weiß „erstrahlt“, über das sich vermutlich jeder Fotobegeisterte schon einmal aufgeregt hat… 😉
Da ich meinen damals neuen Lieblingsfotospot – das Siegestor – quasi gleich vor der Bürotür hatte, war dieser fest für ein Sonnenuntergangsshooting mit anschließenden Langzeitbelichtungen zur blauen Stunde geplant. Ein Blick in den Himmel machte aber ziemlich schnell deutlich, dass aus dem ersten Teil sicher nichts werden würde und außerdem war es noch viel zu früh am Nachmittag, um jetzt schon auf die blaue Stunde zu warten. Also habe ich mich mit der U-Bahn auf den Weg zum Marienplatz gemacht, um stattdessen dort in der Umgebung ein paar Fotos zu machen. Um ehrlich zu sein habe ich mich a) ein wenig in der Zeit verschätzt gehabt, wodurch ich noch deutlich länger auf die blaue Stunde warten musste als gedacht und b) waren die Fotobedingungen (weißer Himmel, langweiliges Licht) ziemlich schlecht. Trotzdem konnte ich vom Alten Peter aus doch noch eine Art Sonnenuntergang genießen und auch auf die blaue Stunde kann man sich immerhin verlassen, denn die findet ja auch bei langweiligem Himmel zuverlässig statt. Nur warten musste ich halt ein bisschen länger, aber was solls? Ein paar Fotos am Siegestor konnte ich also doch noch machen…
01.03.2019 – Odeonsplatz und Hofgarten, die Maximilianstraße und der Köngisplatz
So unspektakulär der erste Februar aus fotografischer Sicht verlief desto schöner war dafür der erste März. Ich war wieder mal mit einem ebenso fotobegeisterten Freund unterwegs und tatsächlich herrschten fast den ganzen Tag über fast perfekte Fotobedingungen, und das, obwohl auch an diesem Tag die Sonne einfach nicht scheinen wollte. Dafür hatte es vormittags noch geregnet, was zu vielen schönen Pfützen führte und pünktlich am Nachmittag war der Wolkenhimmel dann so richtig schön dramatisch. So waren wir mehr als fünf Stunden in der Stadt unterwegs – von halb zwei bis viertel vor sieben. Und es war keine Sekunde langweilig… 😉
Begonnen haben wir unseren Fotowalk am Odeonsplatz, wo sich wie gesagt erwartungsgemäß viele Pfützen gebildet hatten. So gesehen war es nicht verwunderlich, dass wir uns länger als eine halbe Stunde dort aufhielten, denn in diesem Zustand ist der Platz eine wahre Spielwiese für jeden Fotobegeisterten. Weiter ging es durch den Hofgarten zur Maximilianstraße und von dort zurück zum Marienplatz, wo wir noch kurz etwas aßen, bevor am Abend dann der Königsplatz auf dem Programm stand. Diesen habe ich übrigens komplett unterschätzt, denn obwohl eine Baustelle gerade den halben Platz ziert ist er bis jetzt einer der besten Fotospots in München, den ich kenne.
Ach ja, man möge es mir bitte verzeihen, wenn unter den folgenden Fotos etwas mehr Pfützen-Spiegelbilder sind… 😉
16.03.2019 – Siegestor, Hofgarten und die St. Maximilians-Kirche an der Isar
Die nächste Fototour nach München unternahm ich dann wieder alleine, nach einem Besuch in Hellabrunn am 16. März. Zuerst ging es die Ludwigstraße entlang zum Siegestor, wo mir aber dann doch etwas zu viele Menschen unterwegs waren (es war Samstag Nachmittag / Abend). Weiter ging es zum Odeonsplatz, wo aber noch viel viel mehr Leute waren (Merke: nie wieder an einem warmen Wochenendtag nach München… 😉 ). Mein Plan, hier die blaue Stunde zu fotografieren, fiel damit ins Wasser. Als Alternative suchte ich mir den Blick auf die Kirche St. Maximilian direkt an der Isar aus, vorher ging es jedoch noch kurz in den ebenfalls sehr vollen Hofgarten. Auf dem Heimweg bin ich dann noch schnell an der S-Bahn Hackerbrücke ausgestiegen und habe vom gegenüberliegenden ZOB noch ein paar Langzeitbelichtungen gemacht.
Dadurch, dass die Sonne sehr stark schien, war es teilweise nicht ganz leicht, das Bild korrekt zu belichten, so dass weder der Himmel zu hell noch die Schatten zu dunkel sind. Hier wäre es mit RAW natürlich deutlich leichter, aber ich bin früher schließlich auch ohne zurecht gekommen, ich muss mich nur erst noch mehr an den optischen Sucher gewöhnen. Derzeit hilft mir ein Blick auf das Histogram des fertigen Fotos ganz gut, um die Belichtung zu beurteilen. Man muss aber auch sagen, dass die Ergebnisse am Computer meistens doch besser aussehen als am Kameradisplay, wo vor allem die Schatten immer deutlich schwärzer wirken, als sie dann wirklich sind. Wie gesagt, ich lerne gerade noch, mit einem Spiegel (also einem optischen Sucher) richtig zu belichten und denke mal, dass ich so langsam den Dreh raus habe.
22.03.2019 – Friedensengel, der alte Botanische Garten, der Wehrsteg und der Max-Joseph-Platz
Die letzte Tour für diesen Beitrag habe ich wieder in netter Fotografen-Begleitung (siehe weiter oben, in Innsbruck oder während der langen Nacht der Architektur) absolviert – das könnte doch eine nette Tradition werden: Fridays for Photography… 😉 Wir sind zuerst zum Maximilianeum gefahren, von dort sind wir durch einen tollen Park, den ich noch gar nicht kannte und der einfach nur wunderschön liegt und ziemlich ruhig ist, zum Friedensengel eine Brücke weiter gelaufen, wo wir sehr ausführlich fotografiert haben. Weiter ging es zum alten Botanischen Garten (in der Nähe vom Stachus), der für Touristen sonst eher nicht der Anlaufpunkt Nummer eins sein dürfte, aber trotzdem recht sehenswert ist. Als nächstes sind wir noch zum Wehrsteg an der Isar gefahren, um mal ein paar Langzeitbelichtungen mit dem ND-Filter auszuprobieren. Den Abschluss bildeten dann der Max-Joseph-Platz und der Odeonsplatz am Abend.
So, und mit diesem Bild seid ihr erlöst. Mir persönlich macht es zurzeit sehr viel Spaß, München fotografisch neu zu entdecken und ich bin noch lange nicht durch mit meiner Liste an Spots, die ich mir aufgeschrieben habe. Ich denke, in spätestens drei Monaten muss es hier einen weiteren Fotobeitrag über diese großartige Stadt geben! Eine eigene Kategorie hat sie jetzt ja schon mal…
Auch abseits der München-Beiträge steht hier demnächst einiges auf dem Plan. Da wäre zum Beispiel noch Innsbruck, die allmonatliche Hellabrunn-Zusammenfassung, die Cote d’Azur und noch einiges mehr. Angst, dass mir die Ideen ausgehen, muss ich auf jeden Fall mal nicht haben.
Wieso also in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah (außreichend Kultur im Beitrag: check! 😉 )? Oder wie seht ihr das so? Habt ihr eure Heimat schon ausreichend kennengelernt oder seid ihr eher der Meinung, dass sie langweilig und schon viel zu oft gesehen ist? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Was soll ich sagen? Geile (genau genommen: sensationelle) Fotos einer geilen Stadt! Ich freue mich schon auf die Dokumentation des nächsten Quartals… 😉