Mongolischer Wolf im Zoo Zürich

„Wer Tiere kennt wird Tiere schützen“: der Zoo Zürich am 29.08.2019 – Tag 1

Der Zoo Zürich wurde 1929 eröffnet und liegt auf 27 Hektar Fläche etwas oberhalb der Stadt, wo er mit der Trambahn gut zu erreichen ist. Neben dem Zoo Basel ist er vermutlich der bekannteste Zoo der Schweiz, außerdem belegt er schon länger den dritten Platz in Sheridans Zooranking hinter dem Tiergarten Schönbrunn Wien und dem Zoo Leipzig.

Dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich an den Zoo, vor allem war ich gespannt, ob er meinen persönlichen Lieblingszoo Leipzig von Platz eins verdängen kann. Nach meinen zwei Tagen dort weiß ich zwar immer noch nicht, ob dem jetzt so ist (ich tendiere zu einem Nein, bin mir aber selbst noch nicht sicher 😉 ), was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass der Zoo Zürich ein großartiger Zoo mit vielen neuen und teils gigantischen Anlagen ist – hier wird geklotzt und nicht gekleckert, und zwar teilweise noch mehr als in Leipzig (Bestes Beispiel ist das Elefantenhaus im Kaeng Krachan Park, dessen Ausmaße einfach nur Wahnsinn sind).

Ich würde sogar behaupten, dass der Zoo (bei den neu gebauten Anlagen) die besten Tierhaltungsbedingungen im Vergleich zu allen anderen Zoos die ich kenne hat. Die Anlagen sind groß bis riesig, gut strukturiert, sehr natürlich gestaltet (das gefällt mir fast am Besten) und einfach gut durchdacht. Genau so soll es sein!

Genau wie zum Beispiel Leipzig (mein persönlicher Lieblingszoo), Hannover (hat mich nicht soo überzeugt) oder auch die Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen (kenne ich leider noch nicht) wird Zürich nach und nach in Richtung Erlebniszoo umgebaut (wobei das ja heutzutage tendenziell auf jede neue Anlage in so gut wie jedem Zoo zutrifft, nur in etwas unterschiedlichen Formen). Das Tempo der Umbauten ist zwar nicht ganz so rasant wie in Leipzig, wo inzwischen fast jedes Jahr ein komplett neuer Anlagenkomplex eröffnet wird, aber trotzdem beachtlich. Die Entwicklung zum Erlebniszoo bedeutet nicht nur weniger Tierarten in größeren und ihrem Lebensraum entsprechenden Anlagen, sondern auch, dass der Besucher sich im besten Fall so fühlt, als befände er sich mitten im Herkunftsland des jeweiligen Tieres. Ob man das jetzt zwingend braucht, darüber kann man sicher viel diskutieren (ich persönlich mag sowohl Erlebniszoos als auch „normale“ Zoos, solange mich die Gehege usw. überzeugen), aber ich finde, dass es zum Beispiel schon etwas hat, Asiatische Elefanten aus einem Thailändischen Tempel heraus in einer naturnahen und dicht bewachsenen Anlage beobachten zu können und nicht einfach nur von einem normalen Weg aus über einen normalen Trockengraben hinweg vor einem langweilig aussehenden Tierhaus als Hintergrundkulisse. Außerdem erfahren Besucher auf diese Art zumindest mal die ungefähre Herkunft des Tieres, wenn die sonstigen Infoschilder schon nicht gelesen werden… 😉 Wie auch immer, was mir in Zürich eben gut gefällt ist, dass die neuen Anlagen im Erlebniszoo-Konzept oft authentischer wirken als in vergleichbaren Zoos (wie zum Beispiel die oben genannten Leipzig und Hannover), so werden die meisten Anlagen etwa trotzdem sehr natürlich gehalten, aber wenn dann mal Hinweise auf den Menschen vorkommen (etwa Tempel im Elefantenpark, Rangerhütten im Pantanal oder Jurten in der mongolischen Steppe), dann wirken die dargestellten Szenarien immer sehr echt, als wären die Gebäude in der Heimat des Tieres abgebaut, nach Zürich gebracht und dort wieder aufgebaut worden. Das ist jetzt natürlich alles sehr subjektiv, am besten wäre es natürlich, wenn es sich jeder selbst ansieht. Mir ist das aber sehr postitv aufgefallen, wie „echt“ alles wirkt.

Hier mal ein paar Details von einigen neuen Anlagen im Zoo Zürich:

Pantanal im Zoo Zürich
Rangerhütte im Pantanal
Besucherweg Schneeleopardenanlage Zoo Zürich
Weg zur Schneeleopardenanlage
Besucherweg Afrikanisches Gebirge Zoo Zürich
Besucherweg im afrikanischen Gebirge
Jurte in der Mongolischen Steppe im Zoo Zürich
Jurte in der Mongolischen Steppe
Löwengehege im Zoo Zürich
Die Anlage der indischen Löwen
Details im Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich
Details im Kaeng Krachan Elefantenpark – das Vorbild für die Anlage ist übrigens der gleichnamige Nationalpark in Thailand

Negative Aspekte im Zoo Zürich

Ich könnte jetzt noch eine Weile ausführlich die Vorzüge des Züricher Zoos beschreiben, aber eigentlich habe ich hier alles einmal erwähnt. Man hätte die Absätze oben auch gleich auf den Satz „Die neuen Anlagen im Züricher Zoo sind absolut weltklasse. Punkt.“ reduzieren können. So weit so schön, aber da mir persönlich noch kein perfekter Zoo über den Weg gelaufen ist habe ich auch zu Zürich zwei mehr oder wenige kleine Kritikpunkte:

Erstens: Auch wenn die Entwicklung des Zoos in den letzten Jahren sehr beachtlich ist, gibt es bis heute noch einige Altlasten (im Gegensatz zu beispielsweise Leipzig, wo inzwischen so gut wie jedes ältere Gehege das man kritisieren könnte ausradiert wurde). Man kann diese grob in drei Stufen einteilen: so sind viele von ihnen tierhalterisch trotzdem noch sehr gut, sie sind halt nur etwas langweilig und eher klassisch gebaut im Vergleich zu den neueren Gehegen (Pinguin, Zebra, diverse Antilopen, Kleinkamele und sonstige Huftiere, Vogelanlagen im oberen Teil des Zoos, vereinzelte Anlagen im Exotarium), was natürlich keine wirkliche Kritik sein kann und ist, ich will es nur mal erwähnt haben. Dann gibt es noch die Anlage der Seehunde, die schon etwas grenzwertiger aber schon noch okay ist.

Mein eigentlicher Kritikpunkt bezüglich Altlasten ist aber das Menschenaffenhaus, denn zumindest die Anlagen von Orang-Utan und Gorilla gehen in der heutigen Zeit und auch im Vergleich zu anderen Gehegen in anderen Zoos gar nicht. Man soll ja immer das Positive zuerst nennen, weswegen ich der Fairness halber noch erwähnen sollte, dass die Anlagen der Gibbons nicht so schlecht sind – die Außenkäfige bieten viele Klettermöglichkeiten (auf geringem Raum sind Käfige oft besser als Inseln, da die Käfigwand auch zum Klettern genutzt werden kann), die Innenanlagen sind dicht bewachsen, insgesamt ist die Größe der Gehege hier auch okay.

Überhaupt nicht okay sind meiner Meinung nach hingegen die Anlagen der beiden großen Menschenaffenarten, der Gorillas und der Orang-Utans. Beide Arten verfügen über sehr kleine Innenanlagen, die an drei von vier Seiten einsehbar sind. Immerhin ist der Boden recht dicht mit Stroh und Rindenmulch bedeckt. Die Außenanlage der Gorillas ist nicht viel größer als eine durchschnittliche Reihenhausterasse und wird an drei Seiten von einer Betonwand des Menschenaffenhauses begrenzt, an der vierten Seite können Besucher durch eine Glasscheibe die Affen beobachten. Das einzig Gute ist hier der Graßboden. Im Außenkäfig der Orang-Utans ist hingegen nicht einmal dieser vorhanden, hier ist alles aus Beton. Die Größe ist hier ähnlich klein wie die des Gorillageheges. All das ist einfach nicht mehr zeitgemäß und sollte gerade in einem sonst so guten Zoo wie Zürich einfach nicht mehr vorkommen (in anderen Zoos natürlich auch nicht). Da zeigen Zoos wie etwa Leipzig oder Hellabrunn München, dass es deutlich besser geht.

Gorillagehege Zoo Zürich
Die sehr kleine Außenanlage der Gorillas

Das Problem ist, dass das Haus mitten im Zoo liegt und an allen Seiten von anderen Gehegen begrenzt ist. Erweiterungsmöglichkeiten gleich null. Natürlich könnte man zum Beispiel die Anlage der Seehunde nebenan abreißen und den Platz für die Affen nutzen, aber genug Fläche als das es sich lohnen würde, würde man da auch nicht gewinnen. Langfristig kommt man finde ich also nicht drum herum, entweder gleich komplett neue Anlagen zu bauen oder aber auf die Haltung der Tiere zu verzichten. Bis dahin könnte man vielleicht einzelne Arten abgeben (zum Beispiel die Gibbons) und den Platz unter den verbleibenden Tieren neu aufteilen (irgendwie geht das schon). Vielleicht sollte man aber auch gleich entweder die Orang-Utans oder die Gorillas abgeben, so wie man es vor einigen Jahren auch schon mit der damaligen Schimpansengruppe des Zoos gemacht hat, da der Zoo aber beide Arten als wichtiger Artenbotschafter halten möchte wird letzteres wohl nicht passieren.

Es gibt Planungen, eine neue und große Gorillaanlage auf dem Erweiterungsareal zu bauen, direkt neben dem Kaeng Krachan Elefantenpark und der bald fertiggestellten Lewa-Savanne. Wann und ob das mal passieren wird weiß ich nicht, ich würde es mir aber so bald wie möglich wünschen. Ehrlich gesagt sehe ich ohne diese Anlage keine Möglichkeit, zukünftig weiterhin Menschenaffen in Zürich zu halten. So wie es jetzt ist sollte es finde ich nicht bleiben. Wenn die Gorillas erst mal in eine neue Anlage gezogen sind könnte man die Orang-Utans nach einigen Umbauten und Zusammenlegen von Anlagen auch in ihrem derzeitigen Haus lassen (was laut Masterplan auch so gehandhabt werden soll). Deutlich schöner fände ich es aber, wenn das Haus komplett abgerissen wird und durch einen modernen Neubau mit mehr Platz für die Tiere und weniger Besucherraum ersetzt wird, denn grundsätzlich wäre die Fläche für eine Artgerechte Anlage an dem Standort schon vorhanden, wenn sie effizient genutzt wird. Mal sehen, wie die Situation also in ein paar Jahren aussieht.

Beim recherchieren zu dem Thema habe ich gerade noch ein ganz interessantes Interview mit Herrn Alex Rübel, dem Direktor des Zoo Zürich, sowie einem Primatenforscher gefunden, in dem teilweise auch gegenteilige Meinungen zu Meiner bezüglich der Menschenaffengehege im Zoo Zürich ausgesprochen werden. Auch das kann ich grundsätzlich verstehen, trotzdem finde ich, dass ein bisschen mehr Platz nicht schaden könnte…

Das soll es zum Menschenaffenhaus vorerst gewesen sein, weiter geht es mit meinem zweiten Kritikpunkt. Hier lässt sich im Vergleich zu Punkt Nummer eins ausführlich über Pro und Contra argumenterien, ich persönlich liste es aber vorsichtshalber unter dem Bereich Kritik. Es geht hier im Folgenden auch überhaupt nicht um die Tierhaltung an sich, denn die ist nahezu perfekt so wie sie ist. Betroffen sind trotzdem vor allem die neuen Anlagen, Paradebeispiel ist der Elefantenpark oder auch die Anlage der Wölfe.

Es ist etwas schwer dieses „Problem“ auf den Punkt zu bringen, weswegen ich es hier mal schnell an einem praktischen Beispiel erläutere: Man stelle sich vor, man hat eine nahezu perfekte Anlage zum Beispiel für mongolische Wölfe gebaut, die ausreichend groß, gut strukturiert, natürlich bepflanzt und mit Versteckmöglichkeiten ausgestattet ist. Und dann geht man hin und macht die Anlage rundherum komplett uneinsehbar bis auf zwei Stellen – einmal durch eine circa zwei Meter lange Harfengitterfront am Ende des Geheges, von wo aus man nur einen kleinen Teil einsehen kann, und außerdem noch durch vereinzelte etwa fünf bis zehn Zentimeter hohe Gucklöcher in der Wand einer Aussichtshütte überhalb des Geheges am anderen Ende der Anlage. Bitte nicht falsch verstehen, natürlich sollten Zootiere sich auch zurückziehen können, aber das funktioniert doch nicht so, indem ich einfach einen Großteil der Anlage bis auf wenige Stellen uneinsehbar mache. Ich glaube auch, dass sich die Tiere dann nicht unbedingt an den uneinsehbaren Stellen ihres Geheges aufhalten weil sie nicht gesehen werden wollen, sondern weil sie logischerweise einfach jeden Teil der Anlage nutzen. So haben die Wölfe zum Beispiel in der Mitte ihres Geheges einen leichten Hügel auf dem sie sich gerne aufzuhalten scheinen da man vermutlich einen recht guten Überblick von dort hat. Dieser Teil ist nur teilweise und auch nur schwer einsehbar – das die Wölfe dort oft anzutreffen sind hat doch mit Rückzugsmöglichkeiten nichts zu tun…

Das gleiche im Elefantenpark (der an sich eine großartige und wirklich gigantische Anlage ist): Hier haben sich die Elefanten bei meinem Besuch zuerst mitten auf der Anlage aufgehalten, ich konnte auch genau sehen wo. Nur wirklich beobachten geschweige denn fotografieren konnte ich sie nicht, weil man entweder nur durch lockeres Buschwerk oder zwischen sehr eng gestellten Baumstämmen (als kreative Gehegebarriere) hindurchsehen konnte. An all den Stellen, an denen man einen freien Blick auf die Anlage hatte, konnte man die Tiere auch nicht wirklich sehen, weil diese Stellen in einem sehr ungünstigem Winkel zum Aufenthaltsort der Elefanten lagen. Und auch in dem Fall haben sich die Elefanten mit Sicherheit nicht an genau dieser Stelle aufgehalten, um nicht gesehen zu werden (man konnte sie ja auch irgendwie sehen, nur halt nicht gut), sondern weil es dort Futter gab. So etwas sollte meiner Meinung nach bei der Planung einer Anlage nicht passieren. Und die Anlage der Elefantenbullen ist innen und außen von vorne herein überhaupt nicht einsehbar…

Ich sehe hier zwei Probleme: Einerseits finde ich, dass es auch reicht, wenn der Rückzugsbereich für die Tiere etwas kleiner ausfällt (natürlich immer noch groß genug, aber in Zürich wurde meiner Meinung nach etwas übertrieben), aber darüber kann man streiten. Andererseits sind dann oft auch noch die Gehegebereiche, die der Besucher überblicken könnte, wieder nicht gut einsehbar, da anstatt einer normalen (und bitte sauberen) Glasscheibe oder eines Grabens eine sonstige kreative Gehgebarriere eingesetzt wird, wie etwa etwa einen Meter entfernte sehr engstehende Baumstämme zum hindurchsehen oder sehr kleine Gucklöcher in einer Wand (mit dreckigen Glasscheiben dahinter), im Zweifelsfall auch noch an einer blöden Stelle. Und bei Letzterem frage ich mich dann schon, ob das sein muss. Klar, als Ergänzung (etwa wenn nebenan noch eine normale Glasscheibe ist) ist das eine coole Idee, vor allem für Kinder, aber doch nicht als einzige Einsichtmöglichkeit weit und breit! Wenn man zum ersten Mal in Zürich ist und nicht damit rechnet kann das schon etwas frustrierend sein!

Dieses Konzept mit zu einem (großen) Teil nicht einsehbaren Anlagen zieht sich durch den ganzen Zoo, nicht nur bei den Wölfen und Elefanten sondern auch bei den Tigern, Brillenbären, Löwen und Schneeleoparden oder im Pantanal (Tapire und co, Totenkopfäffchen und Kapuziner, Flamingos) konnten große Teile der Anlagen sehr schlecht bis überhaupt nicht eingesehen werden, entweder weil man den Besucher nur an bestimmten Stellen an das Gehege herantreten lässt oder weil Teile der Anlagen von vorneherein abseits der Besucherwege gebaut wurden.

Wie gesagt, ich persönlich finde nicht, dass das in diesem Maße nötig wäre bzw. denke sogar, dass das bei vielen Besuchern negativ ankommt, wenn man teilweise gar keine Chance bekommt ein Tier zu sehen, weil ein Großteil der Anlage uneinsehbar ist. Andererseits muss man auch anmerken, dass sich diese Gehegebauweise wie ein roter Faden durch den Park zieht, wodurch der Zoo Zürich an einigen Stellen deutlich mehr an die freie Wildbahn erinnert als vergleichbare Zoos. Denn in freier Wildbahn kann man ein Tier schließlich auch nicht einfach mal so sehen, wieso sollte es im Zoo immer anders sein? Ich denke, dass über dieses Thema eine ganze Weile diskutiert werden könnte – ich persönlich fand es in Zürich teilweise deutlich zu übertrieben, aber andere Leute sehen das vielleicht komplett anders. Sicher ist vermutlich aber auch, dass ein unbekannterer Zoo mit insgesamt weniger Höhepunkten, der eben nicht Zoo Zürich heißt, sich so etwas in diesem Maße nicht erlauben könnte, denn wenn es sich herum spricht, dass man bei einem Besuch kaum Tiere zu sehen bekommt würden die Besucher auf kurz oder lang wohl immer mehr ausbleiben.

Das war jetzt doch ein etwas längerer Kritik-Teil als unbedingt nötig, ich hoffe, es hat keiner den Eindruck bekommen, dass der Zoo Zürich absolut unmöglich wäre, denn das entspricht ja definitiv nicht der Wahrheit… 😉

Gehege im Zoo Zürich

Bevor es endlich mit den Tierfotos weiter geht will ich hier noch kurz auf einige der neuen Anlagen eingehen und ein paar Fotos davon zeigen. Bei der Gelegenheit möchte ich mich auch gleich für die schlechte Qualität der Gehege-Bilder entschuldigen, aber sie wurden (bis auf zwei) alle mit meiner alten Kompakt-Knipse gemacht. Einer der wenigen Nachteile eines Teleobjektivs ist nunmal, dass man damit von Natur aus keine Weitwinkelbilder machen kann, weswegen ich mir für die Gehegefotos (ich bin ja nicht nur an der Tierfotografie sondern auch allgemein an Zoos und Zooarchitektur interessiert) eine Alternative suchen musste. Und glaubt mir, mit meinem Handy wäre es noch eine Nummer unschöner… 😉

Fangen wir mal gleich hinter dem Eingang ein (der übrigens aus architektonischer Sicht auch schon sehr gelungen ist, aber eine genauere Betrachtung des Eingangs würde hier jetzt doch etwas zu weit gehen… 😉 ): eine der schönsten Anlagen im ganzen Zoo ist mit Sicherheit der Pantanal-Teil, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht wirklich auffällt, denn in erster Linie ist es hier sehr grün mit ein paar Tieren dazwischen. Vor Ort läuft man über Brücken an verschiedenen Teichen vorbei, an denen die einzelnen Gehege liegen. Alles ist hier sehr natürlich gehalten, aber ansonsten wirkt es jetzt nicht so besonders wie manch andere Anlage. Wie gut das Pantanal eigentlich geplant ist sieht man erst, wenn man sich mal die Pläne davon ansieht – die Gehege sind sehr groß und ziehen sich teilweise durch die ganze „Themenwelt“ hindurch, die Tiere können sich entweder an bestimmten Teilen der Anlage den Besuchern zeigen oder sich komplett zurückziehen (da wären wir auch wieder bei „Kritik“punkt Nummer zwei), man braucht gerade bei den Affeninseln (Totenkopfäffchen (an bestimmten Tagen unter Aufsicht begehbar) und Gelbbrustkapuziner) sehr viel Geduld, bis man vielleicht mal von weitem einen Affen entdecken kann, der in den Bäumen unterwegs ist. Teilweise wirkt es fast wie in freier Wildbahn!

Ebenfalls zu meinen Lieblingsanalgen gehört das 2018 eröffnete Australienhaus mit anschließenden Freigehegen. Hier wurde das ehemalige Nashornhaus zu einem Haus für Koalas und einige australische Reptilien umgebaut, außerdem entstand nebenan eine sehr große begehbare Anlage für Emus und Bennet-Kängurus. Wirklich gelungen, mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

Ebenfalls eine Klasse für sich sind die drei Raubkatzenanlagen für Asiatische Löwen, Sibirische Tiger und Schneeleoparden. Die Anlage der Löwen ist dem natürlichen Lebensraum der Tiere in Indien nachempfunden, und gerade das Löwenhaus mit den vielfältigen Informationen über den Asiatischen Löwen hat mich sehr positiv überrascht. Außerdem mochte ich das Design des Hauses und die im Vergleich zu anderen Zoos natürlich gehaltene Innenanlage in Verbindung mit der indischen Einrichtung des Besucherbereichs.

Das Gehege der Sibirischen Tiger besteht aus einer großen und einer kleinen Anlage, wobei mir gerade das große Gehege gut gefällt, das sich noch sehr weit in den Wald hineinzuziehen scheint. Das hat schon was, wenn man tief drinnen im Wald einen Tiger erahnen kann, der wenn man Glück hat auch mal in den gut einsehbaren vorderen Teil spaziert kommt. Nicht so toll fand ich die Begrenzung einzig und allein durch zwei sehr kleine und auch ziemlich dreckige Glasscheiben, das hätte man glaube ich auch besser lösen können.

Umso besser gefällt mir in der Hinsicht das ebenfalls sehr natürlich gehaltene Schneeleopardengehege, welches nebenbei auch noch ziemlich riesig ist. Eine zweite Anlage für die eigentlich einzelgängerischen Katzen wäre grundsätzlich noch schön gewesen, aber sonst gefällt mir diese Anlage deutlich besser als die viel später eröffneten und ebenfalls sehr guten Gehege in Karlsruhe oder Leipzig.

Das Tiger- und das Schneeleopardengehege gehören übrigens zum Themenbereich Himalaya, in dem außerdem noch die mongolischen Wölfe und die Roten Pandas in ebenfalls sehr guten Gehegen untergebracht sind. Daran anschließen tut außerdem die noch relativ neue Mongolische Steppe für Hausyaks und Kaschmirziegen (ursprünglich auch für Trampeltiere, aber die leben inzwischen wieder woanders). Auch wenn die Bewohner nicht die spannendsten sind gehört die Anlage mit den Jurten und den Natursteinmauern für mich zu den am besten gestalteten im Zoo!

Ebenfalls toll ist das Afrikanische Gebirge für Dscheladas, Klippschliefer und ehemals auch nubische Steinböcke, das allein durch seine schiere Größe beeindruckt. Gefällt mir sehr gut!

Da der Kaeng Krachan Elefantenpark sowieso unbeschreiblich ist spare ich mir hier eine nähere Erklärung. Ich kann jedem nur empfehlen, es sich selber anzuschauen – alleine das riesige Elefantenhaus mit der großen Freilaufhalle ist extrem beeindruckend. Auch die Gestaltung allgemein und die vielen Details entlang der Besucherwege sind meiner Meinung nach sehr gelungen. An der Einsehbarkeit der Gehege könnte man teilweise aber noch ein wenig arbeiten, gerade im Haus (aber das hab ich oben ja schon mal erläutert).

Auch die Masoala-Halle ist beeindruckend. Sie stellt einen madagassischen Regenwald dar, in dem sich alle Tierarten frei bewegen können. Mit Ausnahme des beeindruckenden Baumwipfelpfads mit Überblick über die ganze Halle besteht das Haus einzig und alleine aus Regenwald – also nicht wie etwa in Leipzigs Gondwanaland mit integrierten Gehegen, sondern einfach nur Pflanzen, Natur, Wasser – sonst nichts. Allein dadurch ist die Masoala-Halle so gut wie einzigartig in der Zoowelt. Gezeigt werden unter anderem Rote Varis, Flughunde, diverse weitere (und eher unauffälligere) Makis, viele Vögel, Chamäleons und sonstige Reptilien, Frösche, Fische und Insekten. Die Chance, alle Arten zu finden geht gegen Null, aber wenn man aufmerksam ist entdeckt man mit etwas Glück schon ein paar Tiere. So konnte ich zum Beispiel neben den üblichen Vögeln einige Rote Varis (das Highlight in der Halle), ein Pantherchamäleon, zwei große Madagaskar-Taggeckos und eine Schildechse beobachten. Da geht natürlich noch ein bisschen mehr, aber als Neuling im Zoo Zürich wusste ich noch nicht so genau, an welchen Stellen man besonders die Augen aufhalten sollte. Ich habe mich dann oft an anderen Leuten und Gruppen orientiert – wo sie standen, gab es immer wieder etwas zu sehen. Wobei ich zu meiner Verteidigung anmerken möchte, dass ich die Schildechse und die meisten Vögel ganz von alleine gefunden habe… 😉

All das weckt eine gewisse Vorfreude auf die derzeit im Bau befindliche Lewa-Savanne. In ihr werden die Grevy-Zebras des Zoos ein neues Zuhause finden, außerdem kommen soweit ich weiß Giraffen, Breitmaulnashörner, Tüpfelhyänen und Erdmännchen neu in den Zoo. Die Pläne, die ich bis jetzt gesehen habe, machen auf jeden Fall Lust auf mehr… 😉

Pantanal Flamingoanlage im Zoo Zürich
Der einsehbare Teil der Flamingoanlage im Pantanal
Tigergehege Zoo Zürich
Einblick in das Tigergehege
Kaeng Krachan Elefantenpark Zoo Zürich Außengehege
Überblick über die Elefantenaußenanlagen
Mongolische Steppe Hausyak Kaschmirziege Zoo Zürich
Ein Teil der Mongolischen Steppe
Begehbares Australiengehege Emu und Känguru Zoo Zürich
Die begehbare Australienanlage
Afrikanisches Gebirge für Dscheladas Zoo Zürich
Blick auf das riesige Afrikanische Gebirge für Dscheladas
Asiatischer Löwe Innengehege Zoo Zürich
Die tolle Innenanlage der asiatischen Löwen
Übersicht Kaeng Krachan Elefantenpark Zoo Zürich
Plan des Kaeng Krachan Elefantenparks
Besucherbereich Kaeng Krachan Elefantenpark Zoo Zürich
Im Elefantenpark
Baustelle Lewa-Savanne im Zoo Zürich
Die Baustelle der Lewa-Savanne
Koala Innengehege Zoo Zürich
Das Koalahaus
Überblick Masoala Halle Zoo Zürich
Die Masoala-Halle

So, das war jetzt insgesamt ein bisschen viel Text, aber es gibt einfach eine ganze Menge zu erzählen über diesen tollen Zoo. Und dabei habe ich noch relativ viel weg gelassen… Als Belohnung für diejenigen die bis hierhin durchgehalten haben (und auch für die die verständlicherweise einfach weitergescrollt haben 😉 ) gibt es jetzt noch die Tierfotos vom ersten Tag im Zoo Zürich. Die Bilder vom zweiten Tag folgen dann noch in einem extra Beitrag, dann aber mit weniger Text… 😉

Rundgang durch den Zoo Zürich und Fotos

Da ich an diesem Tag erst um kurz vor zwei in den Zoo kam habe ich es übrigens nicht geschafft, gleich alles zu sehen. Ehrlich gesagt hab ich die Weitläufigkeit im Park ganz schön unterschätzt, alleine schon der Weg bis in den Elefantenpark und zur Masoala-Halle zieht sich ganz schön. Am zweiten Tag musste ich mich dann doch ganz schön ranhalten, um allen Gehegen (bis auf einige Vogelvolieren im oberen Zooteil, die habe ich mir gespart) noch einen Besuch abstatten zu können. Daher gibt es von einigen Tierarten (etwa die Bewohner der Masoala-Halle) auch erst im zweiten Teil Fotos zu sehen…

Australienanlage und Koalas

Nach passieren des Eingangs war mein erstes Ziel die relativ neue Australienanlage. Hier leben inzwischen vier Koalas, außerdem gibt es Riesenwarane (im Haus und in einer Freianlage), Jägerlieste sowie Emus und Bennet-Kängurus (in einer großen Begehbaren Anlage) zu sehen. Kurz gesagt: Der Anlagenkomplex ist ziemlich großartig und gehört zu meinen persönlichen Lieblingsgehegen im Zoo Zürich. Auch zum fotografieren ist es eine der besten Anlagen dort, vor allem, da bei den Koalas (und auch den anderen Tierarten) zur Abwechslung auf irgendwelche kreativen Gucklöcher verzichtet wurde und stattdessen einfach nur eine große Glasscheibe die Gehege abtrennt. Geht doch! 😉

Ziemlich erstaunlich fand ich, dass die begehbare Känguru- und Emu-Anlage komplett ohne Aufsichtspersonal funktioniert, und dass, obwohl gerade die Emus den Menschen oft extrem nahe kommen und man diese Laufvögel teilweise sogar anfassen könnte. Scheinbar sind die Schweizer recht vernünftige Zooobesucher – so ist mir im Koalahaus auch sehr positiv aufgefallen, wie ruhig wirklich alle Besucher sich verhalten haben (vor allem auch die Kinder). Das hatte etwas sehr respektvolles gegenüber den Tieren und ist etwas, was in vielen anderen Zoos die ich so kenne nahezu undenkbar wäre (was aber eindeutig nicht an den Zoos sondern an den Besuchern liegt).

Bei den Koalas sind letztes Jahr zur Eröffnung des Hauses die beiden Männchen Mikey und Milo eingezogen, damals haben sie noch zusammen in einer Anlage gelebt und sich scheinbar auch ganz gut verstanden (das hat in Leipzig mit Oobi-Ooobi und Tinaroo nicht funktioniert, obwohl auch dort lange Zeit keine Weibchen lebten). Vor kurzem sind dann noch die zwei Weibchen Maisy und Pippa nach Zürich gekommen. Während Maisy bereits nach kurzer Zeit mit dem Männchen Mikey vergesellschaftet wurde, leben Pippa (die derzeit noch zu jung für ein treffen mit einem anderen Koala ist) und Milo noch alleine. Bei meinem zweitägigen Besuch waren Maisy und Mikey auf einer der beiden Anlagen im Koalahaus untergebracht, während Pippa die zweite Innenanlage nutze. Milo habe ich an diesen zwei Tagen auf der zweiten Außenanlage (die die im begehbaren Gehege der Emus und Kängurus liegt) gesehen, ich denke mal, dass er tagsüber immer hier zu sehen ist. Abends scheint er dann von seinen Pflegern zurück ins Innengehege getragen zu werden, zumindest konnte ich das an einem Abend beobachten. Nicht besetzt war Außenanlage Nummer eins auf der Vorderseite des Hauses. Insgesamt ist der Zoo mit seinen Koala-Anlagen also recht flexibel aufgestellt…

Im direkten Vergleich zum 2016 eröffneten Koalahaus in Leipzig sowie der Anlage in Wien (die einzigen weiteren Koalahaltungen die ich kenne) geht dieser Punkt eindeutig nach Zürich. Die Anlage in Wien ist jetzt schon etwas älter und gefällt mir persönlich auch nicht so gut, da sie vergleichsweise klein ist und den Tieren auch nicht so viele Sitz- und Klettermöglichkeiten bietet (was für Koalas vielleicht sogar noch wichtiger ist als die reine Größe eines Geheges). In Wien leben soweit ich weiß zwei Koalas, es gibt zwei einsehbare Innenanlagen sowie eine eher kleine und nur schwer einsehbare Außenanlage. Die Anlage dort ist insgesamt nicht schlecht, aber Leipzig und Zürich zeigen, dass es auch besser geht. In Leipzig gibt es ebenfalls zwei Innenanlagen, jedoch nur eine Außenanlage, die allerdings erstens nicht wirklich groß ist, zweitens komplett von einer Art Vordach überdeckt wird (bedeutet es ist relativ dunkel und wirkt auch mehr wie eine Zwischenstufe zwischen Außen- und Innengehege), drittens nur spärlich möbeliert ist und viertens bisher nur unter Aufsicht genutzt wurde (will heißen wenn überhaupt nur für kurze Zeiträume). Die Innenanlagen in Leipzig sind deutlich besser, sie sind zwar kleiner als in Zürich, dafür aber dichter und auch mit deutlich mehr Klettermöglichkeiten ausgestattet, was für die Tiere wahrscheinlich angenehmer ist. Trotzdem kommt das meiner Meinung nach nicht an Zürich heran. Weitere Koala-Haltungen im deutschsprachigen Raum gibt es in Duisburg (mit häufigen Nachzuchten) und in Dresden, jedoch kenne ich diese noch nicht persönlich.

Nach diesem :hüstl: kleinen Exkurs zur Koala-Haltung gibt es nun natürlich auch Bilder der knuddeligen Beuteltiere…

Koala im Zoo Zürich
Das jüngere Koalaweibchen Pippa
Koalas im Zoo Zürich
Das Paar Mikey und Maisy lebt in der zweiten Anlage im Koala-Haus
Emu im Zoo Zürich
Emu
Emu im Zoo Zürich
Tannenzapfenechse im Zoo Zürich
Tannenzapfenechse im Koalahaus

Nachdem ich mit der begehbaren Australienanlage durch war konnte ich einfach nicht widerstehen und bin nochmal ins Koalahaus, und siehe da, es hat sich gelohnt: Dieses Bild gehört zu meinen absoluten Lieblingsfotos aus zwei Tagen Zürich:

Koala im Zoo Zürich
Koalaweibchen Pippa war für einen Koala sehr aktiv

Pantanal und Brillenbären

Flachlandtapir im Zoo Zürich
Flachlandtapir (vergesellschaftet mit Wasserschweinen, Ameisenbären und Tschajas)
Wasserschweine im Zoo Zürich
Junge Wasserschweine
Chile-Flamingo im Zoo Zürich
Chile-Flamingo

Ein bisschen schade war im Pantanal, dass die Totenkopfäffcheninsel nur an wenigen Tagen in der Woche und auch nur in der warmen Jahreszeit begehbar ist, ansonsten müssen die Besucher draußen bleiben und können dann nur mit etwas Glück eines der Äffchen aus weiter Entferung von einer Beobachtungshütte aus entdecken…

Weiter ging es zur ebenfalls zu Südamerika gehörenden und wunderschönen Brillenbärenanlage, die zwar inzwischen schon etwas älter, aber immer noch topmodern ist. So eine schöne Anlage findet man auch heutzutage nur selten: riesig (und damit meine ich auch wirklich riesig… 😉 ), dicht bewachsen mit vielen Rückzugsmöglichkeiten, Kletterbäume für Brillenbären und Nasenbären. Das klingt zwar nicht so spektakulär wie etwa der Elefantenpark, aber diese Anlage überzeugt vor allem durch ihre Natürlichkeit und ihre Größe. Als Besucher beobachtet man die Tiere von einem Waldweg aus über unauffällige Gräben hinweg. So unauffällig gleich, dass mich zwei Asiatinnen am Abend kurz vor Zooschluss leicht panisch darauf aufmerksam machten, dass da hinten im Wald doch ein Bär läuft und das das doch gefährlich sei wenn der frei rumläuft oder nicht? Kein Scherz, wirklich! 😉

Brillenbär im Zoo Zürich
Brillenbär
Brillenbär im Zoo Zürich

Himalaya und Mongolische Steppe

Vorbei an dem Gehege der Asiatischen Löwen (hier hatte ich mit Fotos an dem Tag nicht so viel Glück) ging es in den Bereich Himalaya, wo die Mongolischen Wölfe gerade im vorderen gut einsehbaren Teil der Anlage am Fressen waren. Glück gehabt, später und am nächsten Tag konnte ich sie nicht mehr so gut beobachten.

Mongolischer Wolf im Zoo Zürich
Mongolischer Wolf
Mongolischer Wolf im Zoo Zürich
Ebenfalls eines meiner Lieblingsfotos aus Zürich

Weiter ging es bei den Sibirischen Tigern. Früher lebte hier das Tigerpärchen Elena (geboren in München) und Coto (Sohn des späteren Münchner Tigers Nurejew, der bis 2013 in Hellabrunn lebte und damals im Tausch gegen Elena kam), die zusammen drei Kinder großzogen (ihr Sohn Lailek zog damals nach Hamburg Hagenbeck, wo ich ihn auch schon besucht hatte und er 2015 leider viel zu früh verstarb). Nach dem Tod von Coto 2016 lebte Elena längere Zeit alleine (einmal war Tiger Fedor aus Münster wegen Umbauten an der dortigen Anlage für kurze Zeit in Zürich zu Gast, er hatte aber keinen Kontakt zu Elena), bis 2018 der junge Kater Sayan nach Zürich kam. Die zwei wurden miteinander vergesellschaftet und lebten länger zusammen, bis Elena im Herbst 2018 im Alter von 14 Jahren plötzlich über Nacht verstarb. Laut Untersuchungen war die Todesursache ein Biss von Kater Sayan, wobei sie zuvor bereits gesundheitlich angeschlagen war. Ob ein Streit zwischen den beiden oder doch etwas komplett anderes der Grund für Elenas Tod war konnte jedoch nie wirklich geklärt werden. Sayan lebt seitdem alleine, diesen August ist jedoch das neue vierjährige Tigerweibchen Irina in Zürich eingezogen. Derzeit erkundet sie bereits im Wechsel mit Sayan die Anlage (wobei sie noch sehr scheu und kaum zu sehen ist) und irgendwann will man sich dann wohl an die Vergesellschaftung der Beiden machen. Das wird aber wohl noch ein wenig dauern…

Warum mir die Tigeranlage an sich gefällt, hab ich ja oben schon beschrieben. Noch nicht eingegangen bin ich hier auf die Beschäftigung der Tiere. So hat der Zoo Zürich über die komplette Anlage Futterboxen verteilt, die von den Tierpflegern nur zu bestimmten Zeiten geöffnet werden. Die Tiger müssen also immer wieder kontrollieren, ob eine der Futterboxen aufgegangen ist, wobei es oft auch vorkommen kann, dass sie dabei leer ausgehen. Das ist eine sehr natürliche Fütterungsmethode, denn auch in freier Wildbahn wissen Tiger morgens noch nicht, ob sie an diesem Tag etwas erbeuten können oder nicht. Außerdem ist durch die Futterboxen laut Zoo stereotypisches Verhalten bei den Tieren komplett verschwunden. Etwas detailierter ist das System hier beschrieben. Außerdem sind die Tiger- und die Wolfsanlage über einen unterirdischen Tunnel verbunden, so dass die Mongolischen Wölfe in unregelmäßigen Abständen in Abwesenheit der Tiger auf die Tigeranlage dürfen, was für sie aufgrund all der Gerüche und Markierungen sehr spannend und aufregend ist. Und auch für die Tiger ist das von Vorteil, denn wenn sie zurück auf die Anlage dürfen sind die Tiere auch erstmal eine Weile damit beschäftigt, ihre Markierungen zu erneuern und alles abzugehen.

An meinem ersten Tag habe ich Sayan nur im kleinen Gehege angetroffen. Ihm stand an diesem Tag eigentlich die gesamte Anlage zur Verfügung, jedoch war Irina wohl im Innengehge, welches an die kleine Anlage anschließt, was der Kater ziemlich interessant fand. Immer wieder schaute er am Schieber zum Haus vorbei und versuchte mehrmals, ihn irgendwie zu öffnen…

Sibirischer Tiger Sayan im Zoo Zürich
Sibirischer Tiger Sayan
Hausyak im Zoo Zürich
Hausyaks in der mongolischen Steppe
Hausyak im Zoo Zürich

Nochmal ein Wolfsfoto – ich konnte mich einfach nicht von dem Areal mit den Katzen und Wölfen lösen… 😉

Mongolischer Wolf im Zoo Zürich
Mongolischer Wolf

Schneeleopard Villy ist mit seinen 16 Jahren schon etwas älter und lebt seit dem Tod seiner Partnerin Dshamilja alleine auf der großen Anlage.

Schneeleopard Villy im Zoo Zürich
Schneeleopard Villy
Kaschmirziege im Zoo Zürich
Kaschmirziege in der mongolischen Steppe

Nach dem Himalaya ging es über das Afrikanische Gebirge in Richtung Elefantenpark. Aber vorher musste ich noch schnell dieses Dschelada-Foto schießen…

Dschelada im Zoo Zürich
Dschelada im Gegenlicht

Kaeng Krachan Elefantenpark

Junger Asiatischer Elefant im Zoo Zürich
Asiatische Elefanten
Asiatische Elefantenkuh im Zoo Zürich

Die Hirschziegenantilopen leben ebenfalls im Elefantenpark – (Asiatische) Elefanten vergesellschaftet mit anderen Tierarten sieht man auch eher selten in Zoos. Warum eigentlich?

Hirschziegenantilopen im Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich
Hirschziegenantilopen
Asiatischer Elefant im Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich
Mal ein etwas anderes Elefantenbild

Da es dann schon etwas später war habe ich mich schnell wieder auf den Weg zurück in den alten Teil des Zoos gemacht und habe die Masoala-Halle auf den nächsten Tag verschoben. Eine Kluge Entscheidung, denn wie gesagt, die Wege ziehen sich ganz schön und auch die Anlagen selber sind nicht gerade klein…

Gähnendes Trampeltier im Zoo Zürich
Trampeltier
Chukar-Steinhuhn im Zoo Zürich
Chukar-Steinhuhn (vergesellschaftet mit Chinesischen Baumstreifenhörnchen und Chinasittichen in einer Voliere neben der Löwenanlage)

Pantanal

Nochmal ein paar Bewohner aus dem Pantanal:

Chile-Flamingo im Zoo Zürich
Chile-Flamingo
Tschaja im Zoo Zürich
Tschaja
Grünflügelara im Zoo Zürich
Grünflügelara

Australien

Danach hatte ich doch noch eine halbe Stunde Zeit bis Zooschluss, also ging es nochmal nach Australien. Die Koalas im Haus haben schon alle geschlafen (hier habe ich an zwei Tagen die Erfahrung gemacht, dass die Wahrscheinlichkeit, auf wache Koalas zu treffen mittags deutlich größer ist als morgens oder abends), also hab ich mich die meiste Zeit in der begehbaren Känguru- und Emuanlage aufgehalten. Vor allem die Emus sind bei zu Tageszeiten mit wenigen Besuchern überhaupt nicht scheu und laufen gerade morgens und abends gerne auch auf den Besucherwegen herum. Da fühlt man sich dann tatsächlich auch leicht unwohl, wenn man bis auf einen Meter an einem dieser Laufvögel vorbei muss, schließlich sehen gerade Schnabel und Füße schon so aus, als könnten sie sich damit ganz gut gegen potenzielle Angreifer verteidigen… 😉

Emu im Zoo Zürich
Emu

Und einen wachen Koala habe ich dann doch noch angetroffen – Koalamännchen Milo (auf der Anlage inmitten des begehbaren Känguru- und Emugeheges) wachte gerade aus seinem Schlaf auf und aß noch ein bisschen Eukalyptus, bevor er schließlich von seinen Tierpflegern abgeholt und nach drinnen gebracht wurde. Da außer mir nur noch zwei weitere Besucher in der gesamten Anlage waren, war es überall herrlich ruhig, die Luft kühlte nach dem heißen Tag gerade etwas ab – das hatte etwas extrem friedliches und war ein toller Moment!

Koala im Zoo Zürich
Koala Milo
Emu im Zoo Zürich
Emu
Koala im Zoo Zürich
Koala Milo
Bennet-Känguru im Zoo Zürich
Die Bennet-Kängurus hielten schon mehr Abstand zu den wenigen noch anwesenden Besuchern als die Emus…
Emu im Zoo Zürich
Noch ein Emu – wer unbedingt gute Fotos dieser Tiere haben möchte muss nach Zürich kommen… 😉
Bennet-Känguru im Zoo Zürich
Bennet-Känguru

Ebenfalls zu Australien gehört die gegenüber des Australienhauses gelegene Lori-Voliere. Hier kann man als Besucher die Vögel zu bestimmten Zeiten sogar füttern (unter Aufsicht). Die Vögel haben hier eine Menge Platz, trotzdem finde ich die Voliere im Vergleich zu den anderen neuen Anlagen im Zoo Zürich eher schwächer, denn was die Gestaltung angeht wäre da noch deutlich mehr möglich gewesen…

Allfarblori im Zoo Zürich
Allfarblori

Fazit

Auch wenn es schon ein paar mal erwähnt wurde hier nochmal in aller Kürze: die neu gebauten Anlagen im Zoo Zürich sind fantastisch, vor allem aus Tiersicht. Ich kenne nicht viele andere Zoos, in dem die Tiere in so großzügigen Gehegen leben wie hier. Auch die Gestaltung der Gehege aus Besuchersicht ist super, in Sachen Erlebniszoo macht der Zoo Zürich meiner Meinung nach am Meisten richtig im Vergleich zu ähnlichen Parks. Detailreich, aber nicht zu überladen, die Kultur aus dem dargestellten Land wird sehr authentisch und echt dargestellt und trotzdem sind die Gehege sehr naturnah und dicht bewachsen – so gefällt mir das.

Je mehr ich darüber nachdenke desto mehr kann ich mich auch mit der Idee anfreunden, einen Großteil der Anlagen oft nicht einsehbar zu machen. Das habe ich oben als Kritikpunkt aufgeführt – tatsächlich bin ich mir immer noch nicht sicher, ob das wirklich so sein muss, aber wenn man sich ansieht, wie konsequent dieses Konzept in Zürich durchgesetzt wird (und weiter durchgesetzt werden wird), könnte es in Zukunft fast so etwas wie ein Markenzeichen des Zoos werden: große naturnahe Gehege, in denen man mit etwas Glück Tiere beobachten kann, wenn man Pech hat sieht man allerdings nichts. Dafür wären dann die (vergleichsweise) wenigen Tierbegegnungen die man hat umso mehr etwas besonderes – ähnlich wie in freier Wildbahn eben (auch wenn man das nie vergleichen können wird). Ich glaube nicht, dass es jeden Besucher überzeugen würde, aber man könnte sich glaube ich durchaus damit anfreunden, wenn man aufhört, beim Wort Zoo immer gleich zu erwarten, möglichst viele Tiere auf einmal zu sehen. Statt Gehegen könnte man dann im nächsten Schritt auch von Lebensräumen sprechen, von denen der Mensch gerade einmal einen Ausschnitt zu sehen bekommen kann. Klingt seltsam, aber wer weiß, vielleicht wird das eines Tages der wahre „Zoo der Zukunft“? Eine Überlegung ist es wert…

Trotzdem bleibt ein wenig Kritik: ich könnte grundsätzlich damit leben, von vornherein nur einen kleinen Teil der Anlage einsehen zu können, aber wenn man das so macht, dann hätte ich die große Bitte, dass man die Bereiche, die einsehbar sind auch WIRKLICH und gut einsehen kann. Also zum Beispiel über einen einfach Graben oder eine schöne saubere und große Glasscheibe und NICHT (oder zumindest nicht ausschließlich) durch irgendwelche zehn mal zwanzig Zentimeter großen Gucklöcher in einer Mauer auf etwa einem Meter Höhe oder sonstige kreative Gehegeabgrenzungen. Danke! 😉

Mal abgesehen von der allgemeinen Gehege- und Parkgestaltung, die in Zürich wie gesagt sehr gut ist, sollte man auch die vielen Naturschutzprojekte, die der Zoo Zürich unterstützt, sowie die vielen interessant aufbereiteten und detaillierten Informationen für interessierte Besucher an den jeweiligen Anlagen hervorheben. Letzteres geht vor allem über reine Infos zur Tierart selbst hinaus, es geht viel mehr um die Bedrohung der jeweiligen Tierart in ihrem jeweiligen Lebensraum, warum das so ist, und was getan werden muss, um den Lebensraum zu schützen. Das ist wirklich vorbildlich und sollte von viel mehr Zoos übernommen werden!

Zugegeben, der Zoo Zürich ist insgesamt noch nicht perfekt, denn die ein oder andere Altlast sollte in den nächsten Jahren schon noch beseitigt (Menschenaffenhaus) oder zumindest etwas umgebaut und im Stile der anderen Anlagen aufgehübscht (z.B. Anlage für Nilgauantilopen, Hirschziegenantilopen und Burma-Leierhirsche) werden, aber insgesamt ist der Park auf einem extrem guten und auch konsequenten Weg. Vielleicht nicht der beste Zoo den ich je besucht habe, aber auf jeden Fall ganz weit oben mit dabei! Klar, dass es hier eine ganz eindeutige Besuchsempfehlung gibt!

Das war mein Bericht über den Zoo Zürich mit meinen Fotos vom ersten Tag dort. Ein Bilderbeitrag mit den Fotos von Tag 2 folgt demnächst.

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