Wenn ich mein Schamgefühl etwas besser ausblenden könnte, würde ich diesen Artikel „Meine ultimativen Venedig-Fotos“ nennen. Normalerweise hasse ich solche reißerischen Überschriften genauso sehr wie jeder andere auch, aber dieses eine mal glaube ich tatsächlich daran, dass der Titel der Wahrheit entsprechen würde. Zumindest bin ich mir sehr sicher, dass ich die in diesem Beitrag gezeigten Fotos meiner letzten Venedig-Reise nie wieder toppen werde. Und ja, ich erkläre auch gleich, warum das so ist. Aber der Reihe nach…
Schon wieder Venedig? Ich weiß, allzu abwechslungsreich geht es hier auf dem Blog derzeit nicht zu. Als sich letzten Herbst jedoch abzeichnete, dass ich im Januar ausnahmsweise einmal Zeit zum Reisen haben würde, wusste ich sofort, dass ich diese Chance nutzen musste, um Venedig im Winter zu besuchen, um die Lagunenstadt nochmal von einer ganz neuen Seite kennenzulernen. Mir schwebten Nebelschwaden vor, die sich über das Becken von San Marco und den Canal Grande legten und aus denen gelegentlich eine Gondel oder ein Kirchturm wie aus dem Nichts auftauchten, während die engen Gassen gespenstisch still dalagen. Nun, mein Vorhaben, eine solche Stimmung zu fotografieren, ist kläglich gescheitert, was im Nachhinein noch nicht einmal schlimm war. Aber dazu später mehr.
Ich würde behaupten, dass ich Venedig vor dieser Reise bereits relativ gut kannte, doch ich hatte die Stadt immer nur gemeinsam mit vielen anderen Touristen im Sommer oder im Frühling besucht. Vorsichtig ausgedrückt nicht die allerbesten Reisezeiten für die Lagunenstadt, auch wenn man das natürlich weiter differenzieren muss (April habe ich als erstaunlich überlaufen in Erinnerung, das war aber jeweils vor Corona; Juni 2021 war okay aber tagsüber trotz Pandemie extrem grenzwertig – heute würde ich nie wieder im Sommer nach Venedig fahren; Ende September war eigentlich ganz angenehm aber ziemlich teuer).
Der Winter in Venedig hat für Reisende hingegen gleich mehrere Vorteile. Zum einen sind die Hotelpreise für venezianische Verhältnisse ziemlich niedrig. Natürlich sind in Venedig selbst im Januar noch genügend Touristen unterwegs, aber im Vergleich zu den wärmeren Jahreszeiten hält es sich definitiv stark in Grenzen, so dass gerade der Sestiere San Marco wesentlich weniger überlaufen wirkt. Und für Fotografen kann auch das Licht im Winter (tendenziell) deutlich interessanter sein als im Sommer.
Eigentlich wollte ich auf dieser Reise ja gerne Nebel fotografieren, aber das hat wirklich sehr schlecht funktioniert. Stattdessen hat fünf Tage am Stück durchgehend die Sonne geschienen, was im Januar definitiv nicht selbstverständlich ist, weswegen ich mich keinesfalls über das Wetter beschweren möchte. Am Ende war es so vielleicht sogar noch reizvoller als mit Nebel; auf jeden Fall war es weniger kalt. Und außerdem habe ich jetzt einen guten Grund, irgendwann im Oktober oder November nochmal wiederzukommen, wenn die Nebelwahrscheinlichkeit noch ein Stückchen höher ist.
Aber zurück zum Licht: Dieses war während meiner fünf Tage in Venedig so konstant hervorragend, dass ich mein Glück selbst jetzt fünf Monate später immer noch nicht so ganz fassen kann. Ein Abend- oder Morgenrot, das auf jeder anderen Reise ohne jeden Zweifel das fotografische Highlight des gesamten Urlaubs gewesen wäre, erlebte ich hier fast zweimal täglich. Die atemberaubenden Sonnenauf- und -Untergänge kamen so konstant, dass ich am Ende nicht mal mehr erstaunt war. Als hätte ich im Voraus einmal das Himmelsröte-Paket für Fotografen bestellt gehabt. Eigentlich könnte ich an dieser Stelle auch aufhören zu Fotografieren, denn die Bedingungen dieser fünf Tage werde ich sowieso nie wieder toppen können… (Nur Spaß natürlich, so weit bin ich dann doch noch nicht…)
Auch dank der tollen Lichtstimmungen bin ich sehr zufrieden mit den fotografischen Ergebnissen dieser Reise, weswegen ich meine 50 liebsten Bilder hier in diesem Artikel zeigen möchte. Wie so oft ist dies also ein reiner Fotobeitrag, garniert mit einigen persönlichen Eindrücken. Artikel mit den besten Tipps für Venedig findet man ja bereits in Massen im Internet, weswegen ich nicht den Sinn sehe, diese hier nochmal selbst aufzuzählen. Wer meine verschiedenen Venedig-Artikel auf dieser Webseite liest, wird aber sicherlich zwischen den Zeilen einige meiner Präferenzen herauslesen können. Vielleicht kann ich hiermit ja die ein oder andere Person dazu inspirieren, Venedig in der Nebensaison nochmal neu zu entdecken – der nächste Winter kommt bestimmt.
Fotos
Tag 1
Nach meiner Nacht in Brescia erreichte ich gegen Mittag Venedig. Das Wetter war herrlich, die Sonne schien und für Mitte Januar war es angenehm warm. Überall in der Stadt waren Leute unterwegs und bevölkerten die Campi – ein Großteil davon schien zu meinem Erstaunen einheimisch zu sein, und gerade im Sestiere Dorsoduro rund um den Campo Santa Margherita ging es sehr gesellig zu. Mein Hotel lag diesmal hingegen mitten in San Marco zwischen dem Markusplatz und dem Ponte dell’Accademia – etwas, das außerhalb der Nebensaison niemals möglich gewesen wäre, und auch diesmal war ziemlich sicher eine ordentliche Portion Glück involviert. Ich bin nicht überzeugt, dass es so etwas wie eine optimale Lage für Venedig gibt, aber wenn doch näherte es sich diesmal stark der Perfektion.









Tag 2
Tag zwei in Venedig begann unerwartet unschön, als ich irgendwann in der Nacht aufwachte, einen Blick auf die Uhr werfen wollte und dann feststellen musste, dass das Display meines Handys plötzlich nicht mehr funktionierte. Noch etwas verwirrt machte ich mich wenige Minuten später trotzdem auf den Weg nach draußen, um die Blaue Stunde und den Sonnenaufgang nicht zu verpassen und um mich in den verlassenen Gassen etwas abzulenken. Im Nachhinein war das tatsächlich sogar eine ganz angenehme Erfahrung, denn so sehr auf die Fotografie konzentrieren wie an diesem Morgen konnte ich mich zuvor schon lange nicht mehr – fast so, als würden Smartphones der eigenen Kreativität schaden, seltsam. Gegen Abend war ich dann aber doch sehr froh, als die technischen Probleme nach einem aufregenden Tag ganz ohne Google Maps, Wettervorhersagen, online Wörterbücher und anderen Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts gelöst werden konnten und alles wieder wie gewohnt funktionierte. Im Nachhinein betrachte ich es als großartige Übung für mein Italienisch und meinen Orientierungssinn.
Den Tag verbrachte ich zu einem Großteil sehr entspannt in den hintersten Ecken von Castello rund um Sant’Elena. Dorthin scheint sich wirklich so gut wie nie ein Tourist zu verirren – zumindest im Winter wirkte die Insel wie ausgestorben. Der Ausblick von hier in Richtung Stadtzentrum ist aber wirklich hübsch, und auch für das viele Grün lohnt sich ein Abstecher. Definitiv eine Empfehlung für alle, die die stärker frequentierten Ecken Venedigs bereits kennen!










Tag 3
An Tag drei wurde es Zeit für einen Ausflug auf zwei der Inseln in der Lagune – Mazzorbo und Burano. Ich verbrachte einen angenehm ruhigen Nachmittag dort, wobei ich größtenteils in der Sonne saß und die Aussicht auf die Lagune sowie das Licht bewunderte, während neben mir Möwenschwärme kreisten. Zuvor stand jedoch noch ein ausführlicher Morgenspaziergang durch das ebenfalls herrlich ruhige und stellenweise fast gänzlich untouristische Cannaregio an – in dieser Hinsicht hat der Sestiere große Ähnlichkeiten zu Castello, wo ich am Tag zuvor unterwegs gewesen war, auch wenn die beiden Sestieri ansonsten ziemlich unterschiedlich sind.











Tag 4
An meinem letzten vollen Tag in der Stadt hatte ich noch ein wenig unverplante Zeit zur Verfügung. Ursprünglich wollte ich auf dieser Reise ja gerne die Aussicht vom Campanile di San Marco bewundern, doch leider war dieser aufgrund von Sanierungsarbeiten durchgehend geschlossen. Stattdessen ging es für mich zu Sonnenuntergang nochmal auf den Campanile di San Giorgio, den ich bereits 2023 besucht hatte und der mich damals mehr als nur begeistert hatte. Ehrlich gesagt habe ich die sehr starke Vermutung, dass der Ausblick von dort oben sowieso um ein Vielfaches schöner ist als vom Campanile di San Marco, gerade mit den aktuellen Baustellen rund um den Markusplatz und am Canal Grande. Trotzdem werde ich irgendwann hoffentlich einen direkten Vergleich haben – ich brauche schließlich Gründe, warum ich in ein paar Jahren mal wieder nach Venedig kommen muss. Vor dem Abend auf San Giorgio ging es jedoch noch mit dem Vaporetto an den Lido di Venezia. Diese langgezogene Insel trennt die Lagune vom Meer. Von dort hat man nicht nur einen hübschen Blick auf Venedig, man findet außerdem kilometerlange Strände. Die Reise nach Ligurien im letzten September hat mir gezeigt, dass ich definitiv mehr Meer in meinem Leben brauche, also warum nicht im Januar für einen Nachmittag an den Strand fahren? Ganz ehrlich, es war eine hervorragende Idee, und hat diesen Urlaub nochmal um eine weitere spannende Facette bereichert.












Tag 5
Ein paar Stunden blieben mir am nächsten Morgen noch für einen letzten ausführlichen Spaziergang durch Venedig, bevor es zurück in Richtung Bahnhof ging. An diesem Morgen zog es mich besonders früh nach draußen, um in Ruhe durch die dunklen und um diese Uhrzeit noch komplett verlassenen Gassen spazieren zu können – etwas, das ich wirklich gerne öfter gemacht hätte, wenn es nachts nicht immer so kalt gewesen wäre. Venedig in der Nacht ist so wunderbar friedlich, nichts lenkt von den Wundern dieser Stadt ab. Ein echtes Highlight…








Fazit
Also, ist Venedig im Januar eine gute Idee? Definitiv, die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Es ist günstiger, und vor allem sind zu dieser Jahreszeit viel weniger Touristen dort unterwegs. Auch die Lichtstimmungen können dank der tiefstehenden Sonne nach meinem Empfinden im Winter spannender und abwechslungsreicher sein als im Sommer, allerdings gehört dazu natürlich zu jeder Jahreszeit immer auch viel Glück.
Ich persönlich würde nach dieser Reise jedenfalls nicht mehr im Sommer nach Venedig fahren, vor allem nicht zum Fotografieren. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir die Kälte in Kombination mit dem teilweise ziemlich starken Wind doch zugesetzt hat, und das obwohl durchgehend die Sonne geschienen hat. Aktuell würde ich persönlich deswegen eher dazu tendieren, das nächste Mal im November oder im März nach Venedig zu fahren, als eine Art Kompromiss zwischen angenehmeren Temperaturen und weniger Touristen. Ich möchte im Urlaub nun mal sehr gerne fast den ganzen Tag draußen im Freien verbringen, und das ist im Januar für eine Frostbeule wie mich nur selten eine angenehme Sache, selbst in Italien. Wer etwas weniger kälteempfindlich ist als ich (und das ist wirklich nicht schwer), wird es dort aber vermutlich sehr gut aushalten können. Vor allem im Vergleich zu Deutschland waren die Temperaturen dort ein Traum.
Allgemein finde ich es immer wieder faszinierend, wie sehr Venedig mich erneut in seinen Bann ziehen konnte. Ich liebe diese Stadt wirklich sehr, und auch wenn das bereits der dritte längere Aufenthalt innerhalb von vier Jahren war, wurde mir zu keinem Zeitpunkt langweilig. Und auch heute ist die Liste an Dingen, die ich in Venedig gerne einmal erleben würde und zu denen ich wieder nicht gekommen bin, immer noch lang genug: Venedig im Nebel sehen, mit einem Traghetto für wenig Geld aber in einer echten Gondel den Canal Grande überqueren, Cicchetti in einem echten venezianischen Bàcaro essen, die Aussicht vom Campanile di San Marco sehen, San Michele besuchen, noch viel ausführlichere Nachtspaziergänge durch die verlassenen Gassen der Stadt machen, einigen weniger beachteten Inseln der Lagune wie Sant’Erasmo oder San Lazzaro einen Besuch abstatten, und so weiter.
Trotzdem fühlt es sich aktuell so an, als wäre es nach der dritten Venedig-Reise innerhalb so kurzer Zeit nun Zeit für eine Pause. Aktuell denke ich zumindest, dass ich vorerst nicht mehr in die Lagunenstadt fahren werde. Das hat verschiedene Gründe, aber vor allem möchte ich diesen Ort für mich nicht zu sehr normalisieren. Ich möchte, dass Venedig für mich ein mystischer Ort und die Stadt meiner Träume bleibt. Aktuell ist das größtenteils zwar noch der Fall, jedoch merke ich auch, wie die Stadt ganz langsam und mit jedem Besuch ein kleines Stück weit ihre Besonderheit verliert. Ich glaube, dass ein paar Jahre Pause in dieser Hinsicht gut tun würden, und die Freude bei einem möglichen nächsten Besuch wäre dadurch sicherlich noch viel größer. Aber mal sehen, was aus diesem Vorsatz wird.
Es gibt hierfür natürlich auch noch einige andere Beweggründe. Fotografisch gibt es aktuell nur noch wenige Motive, die ich in Venedig unbedingt umsetzen möchte. Die Stadt einmal im Nebel zu erleben wäre definitiv ein fotografischer Traum, aber ansonsten habe ich aktuell nicht das Gefühl, dass ich die Ergebnisse dieser fünf Tage im Januar noch irgendwie toppen könnte. Außerdem wächst in mir mehr und mehr der Wunsch, Italien noch besser kennenzulernen und neue Orte in diesem faszinierenden und diversen Land kennenzulernen, und das funktioniert mit limitierter Zeit und limitiertem Budget nicht, wenn ich immer und immer wieder an den selben Ort zurückkehre.
So viel jedenfalls zu meinen aktuellen Erörterungen des Themas. Möglicherweise klingt das alles auch viel zu dramatisch. Doch als ich im Januar wie zum Abschied auf dem Weg zum Bahnhof mit dem Vaporetto den kompletten Canal Grande abfuhr, fühlte es sich doch ein wenig emotional an. Ich saß auf einem der wenigen Sitzplätze im Freien, die Temperatur war für Mitte Januar herrlich und ich konnte zusehen, wie die imposanten, von der tiefstehenden Sonne angestrahlten Palazzi wie in Zeitlupe an mir vorbeizogen. Fast so, als würde das Vaporetto absichtlich so langsam fahren, um mir den Abschied zu erschweren. Und noch während ich versuchte, diese dekadent zur Schau gestellte Pracht vollends im Gedächtnis zu speichern, wurde mir klar, dass ich eines Tages wohl oder übel zurückkehren muss. Dann allerdings zu einer etwas wärmeren Jahreszeit.
Das waren meine liebsten Fotos aus Venedig im Januar 2025 – ich hoffe, sie haben der ein oder anderen Person gefallen! Weitere Fotos aus der Lagunenstadt kann man in meinen bisherigen Venedig-Beiträgen auf dem Blog finden:
- http://florian-ille.de/2024/11/22/momente-venedig-2023/
- http://florian-ille.de/2021/08/24/venedig-in-bildern-meine-50-lieblingsfotos-aus-der-lagunenstadt/
- http://florian-ille.de/2019/05/11/von-venedig-nach-griechenland-und-zuruck-zehn-tage-auf-kreuzfahrt-mit-der-msc-opera/
Hier findest du außerdem noch weitere Artikel aus Italien:
Viele weitere Reisefotos gibt es außerdem in meiner Galerie zu sehen:
Falls du auf der Suche nach Bildgestaltungstipps für die Reisefotografie bist, könnte dich dieser Artikel interessieren:

Wenn du zukünftig keine neuen Blogartikel mehr verpassen möchtest, kannst du ganz einfach meinen Newsletter abonnieren – jederzeit kündbar!
Pippi in den Augen…
Was für ein Artikel und was für mega Fotos!! Glückwunsch!
Dir geht es da wohl ganz ähnlich wie mir einst jedes Jahr auf der Heimfahrt auf der französischen A8 an Menton vorbei. Und wir waren jedes Mal schneller wieder zurück als gedacht…
Dankeschön!