„The ghost of a man
who’s lost in a rapture“
Im September 2023 war ich für neun sehr intensive Tage in Italien unterwegs. Mein Fokus lag dabei sehr stark auf der Fotografie, so dass ich jeden Morgen noch vor sechs Uhr aufgestanden bin, um die Blaue Stunde zu fotografieren. Davon abgesehen habe ich aber natürlich auch viele interessante Dinge erlebt. Diese besonderen Momente habe ich bereits vor Ort mitgeschrieben, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die dabei entstandenen Notizen bilden das Grundgerüst für diese Artikelserie „Momente in Italien“. In Teil 1 dieses zweiteiligen Reiseberichts ging es bereits nach Bologna und Rom, heute geht es weiter nach Venedig.
Venedig ist meine absolute Lieblingsstadt. Schon als Kind hat mich die Vorstellung einer Stadt im Wasser mit Kanälen, Gondeln und Löwen an jeder Ecke unheimlich fasziniert, und das, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nie dort gewesen war. Inzwischen habe ich Venedig schon einige Male besucht (vor dieser Reise zuletzt 2021 – bei dieser Gelegenheit verliebte ich mich endgültig in die „Serenissima“), und doch keimt der sehnsüchtige Wunsch, erneut dorthin zu reisen, immer noch sehr regelmäßig auf. Muss ich noch ausführlicher erklären, warum es mich also auch auf dieser Reise wieder nach Venedig gezogen hat?
19.09.2023 – Rom und Venedig
Mir war schnell klar, dass ich Venedig auf jeden Fall am Schluss der Reise besuchen wollte. 2021 hatte ich den „Fehler“ gemacht, nach vier Nächten Venedig noch je eine Nacht in Padua und Verona zu verbringen – ohne Frage zwei tolle Städte, doch im direkten Vergleich konnten sie nur verlieren. Diesen Effekt wollte ich dieses Mal auf jeden Fall vermeiden.
So ging es nach vier Nächten in Rom schließlich weiter nach Venedig, um die Reise auf ganz besondere Art abzuschließen. Während meines letzten Spaziergangs durch die Gassen Roms war ich noch ziemlich wehmütig, diese großartige Stadt verlassen zu müssen, doch kaum hatte ich Venedigs Bahnhof Santa Lucia verlassen, war die Ewige Stadt plötzlich vergessen und es blieb nur die gewaltige Freude, wieder hier sein zu können. Ich würde sagen, der Plan ist aufgegangen…
Highlights des Tages:
- Die diesmal deutlich bequemere Fahrt mit dem Frecciarossa. Mein Tipp: Wenn möglich immer einen der wenigen Sitzplätze reservieren, die nicht Teil einer Vierer-Sitzgruppe sind.
- Das Gefühl, nach Venedig zurückzukehren. Rom war fast sofort vergessen bzw. fühlte sich sehr weit weg an, und ich war einfach nur glücklich, als ich vom Bahnhof durch die Gassen zu meinem Hotel lief. Ein richtiges Hochgefühl. Es fühlte sich ein wenig wie heimkommen an.
- Die beeindruckende Wolkenformation, der plötzlich aufkommende Wind und der plötzliche Regenguss, nur wenige Minuten nachdem ich den Markusplatz erreicht hatte – all das kam quasi aus dem Nichts und verschwand genauso schnell wieder. Verdeutlichte in diesem Moment ganz gut, wie sehr das Schicksal Venedigs von den Naturgewalten abhängt.
- Mit einer Pasta to go abends auf dem dunklen Campo San Polo sitzen und den Venezianern beim Spielen mit ihren Hunden zusehen.
20.09.2023 – Venedig
Der erste volle Tag in Venedig stand ganz im Zeichen spektakulärer Ausblicke. Im Gegensatz zu Rom gibt es in Venedig logischerweise keine natürlichen Erhebungen, die höher als ein paar Meter sind. Wer Venedig von oben sehen will, muss also auf einen der zahlreichen Türme oder Paläste steigen. Dafür muss man in den meisten Fällen natürlich bezahlen, doch für eine gute Aussicht ist es mir das allemal wert. Ich war an diesem Tag auf dem Campanile von San Giorgio Maggiore (großartig, vielleicht die schönste Aussicht meines Lebens) und auf der etwas versteckteren Scala Contarini del Bovolo (hübsch für Fotografen, aber etwas teuer und nicht ganz so spektakulär). Es gibt aber noch einige weitere vielversprechende Aussichtspunkte, die ich vielleicht beim nächsten Mal testen werde. Bis dahin ist meine Empfehlung definitiv der Blick vom Glockenturm von San Giorgio Maggiore.
Besondere Momente des Tages:
- Torta di Mandorle auf dem Markusplatz frühstücken. Dieses großartige Gebäck bekommt man in Venedig in fast jeder Pasticceria, und für mich gehört es inzwischen genauso zu dieser Stadt wie Brücken und Gondeln.
- Der Ausblick vom Glockenturm von San Giorgio Maggiore am Morgen – einfach magisch. Das Licht war perfekt, und zwischenzeitlich war ich immer wieder ganz alleine dort oben. In diesem Moment war ich mir sicher, dass das hier der schönste Ort in ganz Venedig sein muss, und trotzdem war es so herrlich ruhig und entspannt, so weit entfernt vom Trubel im Zentrum. Vermutlich die schönste Aussicht, die ich je genießen durfte. Leider war es zwischenzeitlich ziemlich windig und ausgerechnet an diesem Morgen hatte ich meine Jacke in der Unterkunft vergessen, trotzdem bin ich fast eineinhalb Stunden auf dem Turm geblieben und habe einfach nur entzückt all die Wunder um mich herum aufgesogen. Am Ende musste ich mich beinahe zwingen zu gehen, weil ich mich wirklich nicht losreißen konnte. Möglicherweise der schönste Moment des Urlaubs.
- Ein Eis der Gelateria Nico am nächtlichen Fondamenta Zattere genießen und dabei gedankenverloren den Wellen zuschauen und auf Giudecca schauen.
21.09.2023 – Venedig
Den letzten ganzen Tag in Venedig und allgemein Italien startete ich mit einem erquickenden Ausflug nach Torcello. Nach so vielen Tagen in hektischen italienischen Großstädten tat eine Insel, auf der es abgesehen von zwei Kirchen und wenigen Häusern nur Sumpf und Wasser gibt, zur Abwechslung ganz gut. Wer sich während eines Venedig-Aufenthalts ebenfalls nach ein paar Stunden Ruhe sehnt, sollte für den maximalen Effekt definitiv früh am Morgen vor all den anderen Touristen hierher kommen.
Alternativ kann man den Tag auch in Castello verbringen – Venedigs untouristischstem und überraschend grünem Sestiere. Gerade rund um San Pietro und die Viale Giuseppe Garibaldi ließ es sich an diesem Nachmittag wirklich gut aushalten, bevor es für den Abend zurück ins hektische Zentrum der Stadt ging, das tatsächlich nur wenige Minuten entfernt liegt.
Einige besondere Momente des Tages:
- Am Fondamente Nove kurz nach Sonnenaufgang aufs Vaporetto nach Torcello steigen und zusehen, wie die Sonne durch die Wolken bricht und Venedig hell vor den dunklen Wolken aufleuchten lässt. Alles fühlte sich so energiegeladen an, während wir uns langsam von der Stadt entfernten und um uns herum andere Boote durch die peitschenden Wellen der Lagune fuhren. Dabei draußen zu sitzen und ein leckeres Pistaziencroissant frühstücken war einfach herrlich.
- Die Ankunft in Torcello. Der Himmel war diesig, in der Ferne krähte ein Hahn. Nur wenige Leute stiegen aus, schnell waren sie außer Hörweite. Am schönsten war die herrliche Ruhe – nur das sanfte Rauschen der Wellen, gelegentlicher Vogelgesang, der bereits erwähnte Hahn und sonst nichts. Ein wenig wie das Paradies auf Erden. In grün, mit Wasser drumherum. Möglicherweise der zweitschönste Moment des Urlaubs. (Das mit dem Paradies auf Erden musste ich einige Minuten später aufgrund der vielen Mücken, die einem unermüdlich in Mund und Nase flogen, jedoch noch einmal revidieren.)
- Die junge Katze auf Torcello, die mich für mindestens zehn Minuten über die Insel begleitet hat und mich scheinbar einfach nicht gehen lassen wollte.
- Der entspannte Nachmittag in einem Park in Castello mit Alex Verus Band 11 und Pet Shop Boys Elysium.
- Der Akkordeonspieler neben dem Arsenal, der bei strahlendem Sonnenschein an meinem letzten Nachmittag in Italien die Titanic-Melodie gespielt hat und mich zum ersten Mal wirklich traurig gemacht hat, dass es so bald schon wieder vorbei ist.
- Der Abend auf San Giorgio Maggiore mit herrlicher Stimmung aber leider mit nicht mehr genug verbleibender Akkuleistung, um alle Fotomotive angemessen abzulichten. Ärgerliche Sache. Gegen den leichten Foto-Frust gab es unvernünftigerweise Schokokekse, die noch aus Rom übrig waren.
22.09.2023 – Venedig
Am nächsten Morgen war noch Zeit für einen ausführlichen Morgenspaziergang durch San Marco, bevor es langsam in Richtung Bahnhof ging. Die Stadt verabschiedete sich schließlich mit trübem Wetter und Regen, was zu meiner Stimmung passte, es aber auch nicht viel leichter machte.
Ein paar finale Highlights der Reise:
- Ein letzter Sonnenaufgang in Italien auf der Ponte dell’Accademia mit einem etwas lauten aber irgendwie auch lustigem deutschen Pärchen direkt neben mir. Ansonsten war es jedoch sehr friedlich. Immer wieder schön, dabei zuzusehen, wie eine Stadt langsam erwacht.
- Frühstück von meinem neuen Lieblingscafé auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo – das Pistaziencroissant wurde mit Blick über den Canal Grande auf der Rialtobrücke, die Torta die Mandorle auf der Hoteldachterasse verspeist. Gut, dass es diese Backwaren nicht in München gibt, denn ich würde nie wieder etwas anderes essen…
Fazit
Als sehr positiv möchte ich es hervorheben, dass man in allen drei Städten – selbst in Venedig – gratis Wasser von überall in der Stadt verteilten Trinkbrunnen zapfen kann. Vor allem in Rom empfand ich die Dichte dieser Brunnen als sehr beeindruckend. So etwas würde ich mir auch in Deutschland vermehrt wünschen.
Zugfahren in Italien finde ich nach wie vor sehr angenehm und empfehlenswert, auch wenn ich den Frecciarossa zumindest in der Standard-Klasse bezüglich Komfort nicht auf dem gleichen Niveau wie unseren ICE sehe – Teppichboden und Holzverkleidung gewinnt (vorerst). Gerade die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Bologna und Rom und die Frequenz, mit der diese genutzt zu werden scheint, hat mich jedoch zutiefst beeindruckt. Deswegen nur eine kleine Kritik an dieser Stelle: Warum werden in Italien die Gleise von abfahrenden Zügen immer erst 20 Minuten vorher bekanntgegeben? Das erscheint mir (für Fahrgäste) doch etwas unpraktisch und nervt ein wenig…
Ach ja, und dann ist da noch meine neugewonnene Vorliebe für Pistazie, die immer noch anhält. Danke dafür nochmal an die Cremeria la Vecchia Stalla in Bologna, die im Alleingang dafür gesorgt hat (Achtung, ungesponserte Werbung oder so).
Abschließend kann ich außerdem nur sagen, dass ich es auf vielen Ebenen extrem zu schätzen weiß, dass es mir überhaupt möglich war, (alleine) an solche wundervollen Orte zu reisen!
Und falls jemand meine Meinung zu den drei besuchten Städten nochmal kurz und knapp zusammengefasst lesen möchte:
Bologna ist toll.
Rom ist überwältigend.
Venedig ist magisch.
Das ist das Ende dieses zweiteiligen Reiseberichts – ich hoffe, er hat dem ein oder anderen gefallen. Und wer weiß, vielleicht zieht es mich ja schon bald wieder nach Italien (oder an einen anderen berichtenswerten Ort). Bis dahin wie immer vielen Dank an alle, die bis hierhin gelesen haben!
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