Das Banat in Bildern – 22 Lieblingsfotos aus Rumänien

Eigentlich hatte ich nicht geplant, diesen Artikel zu schreiben. Um ehrlich zu sein hatte ich allgemein nicht vorgehabt, nochmal einen Blogbeitrag zu verfassen. Und vor Beginn dieser Reise war ich auch eher skeptisch, ob sich vor Ort überhaupt Fotomotive bieten würden, für die es sich lohnen würde, die Kamera aus dem Rucksack zu holen. Nun, wie sagt man so schön – manchmal kommt es anders als gedacht.

Es war eine Reise zurück in ein Stück Familiengeschichte, mit dem ich mich zuvor nie wirklich auseinandergesetzt habe. Ich hatte auch nur eine sehr grobe Vorstellung von dem, was mich nur wenige Kilometer hinter der ungarischen Grenze erwarten sollte. Ich würde immer noch nicht behaupten, dass das Banat eine für Touristen besonders attraktive Gegend ist (Ausnahmen bestätigen die Regel), dennoch hat mich dieses Stück platte Kulturlandschaft auf eine ganz spezielle Art und Weise fasziniert.

Ich tue mich schwer zu beschreiben, was genau diese Faszination am Ende ausgemacht hat, doch genau hier liegt der Vorteil als Fotograf, den ich im Folgenden schamlos ausnutzen werde. Denn das ein oder andere Foto ist mir natürlich auch bei dieser expliziten Nicht-Fotoreise geglückt, und damit herzlich willkommen zurück zu meinem Lieblingsformat auf diesem Blog „Region X in so und so vielen Bildern mit (theoretisch) möglichst wenig Worten“. Dieses Mal mit Fotos aus dem Banat, laut Wikipedia „eine historische Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt“. In diesem Artikel geht es allerdings ausschließlich um den rumänischen Teil des Banats, genauer gesagt um einen kleinen Bereich zwischen Arad und Temeswar (Timisoara auf rumänisch).

Disclaimer: Arad selbst ist offiziell kein Teil des historischen Banats, dafür liegt es leider auf der falschen Seite der Marosch (rumänisch Mures), die seit jeher die nördliche Grenze der Region bildete. Da wir hier allerdings nur von wenigen Metern Unterschied sprechen und außerdem unser Hotel mitten in Arad lag und wir dementsprechend viel Zeit in der Stadt verbracht haben, werde ich im Folgenden einfach so tun, als wüsste ich das nicht.

War was?

Genug der einleitenden Worte, ausnahmsweise bin ich fest entschlossen, mich an das ursprüngliche Konzept dieser Artikelserie zu halten. Ich möchte in diesem Fotobeitrag auch nicht weiter auf die bewegte Geschichte der Region und des Landes eingehen, denn das können andere deutlich besser (in der Zwischenzeit verweise ich für Interessierte auf den oben erwähnten Wikipedia-Artikel, ohne ihn jedoch selbst gelesen zu haben). Ich lasse lieber die Bilder für sich sprechen – ich hoffe, sie gefallen dem ein oder anderen, auch wenn sie im Vergleich zu sonst vielleicht eher ungewöhnlich sind.

Das Banat in Bildern

Eine der ersten großen Überraschungen der Reise war Arad selbst – das Stadtzentrum ist voll mit historischen Bauwerken und Palästen. Ein wenig wie Wien, nur kleiner und dreckiger. Besonders gut gefallen hat mir dabei der begrünte Boulevard, der das Stadtzentrum durchzieht und in dessen Mitte die vielen bunt durcheinandergewürfelten Trambahnen fahren, sowie das architektonisch spannende Rathaus, welches auf diesem Foto zu sehen ist.

Rathaus von Arad im Morgenlicht Rumänien
Das Rathaus von Arad

Selten habe ich so viele Störche gleichzeitig gesehen wie in der ehemaligen deutschen Gemeinde Saderlach. Dieser hier hatte es sich direkt neben einem (kaum befahrenen) Kreisverkehr gemütlich gemacht, bis plötzlich unser Bus angerollt kam und den Frieden und die Ruhe durchbrach…

Storch in der Ortschaft Saderlach Banat Rumänien
Ein urbaner Storch in Saderlach

Temeswar (Timisoara) ist 2023 europäische Kulturhaupstadt, und diese Auszeichnung ist auf jeden Fall verdient. Etwas enttäuschend war bei unserem Besuch leider, dass ein enorm großer Teil der historischen Gebäude in der Altstadt gerade jetzt mit Hilfe der neu gewonnenen Gelder renoviert wird, so dass überall großflächige grüne Planen an Stelle hübscher Fassaden zu sehen waren. In ein paar Jahren, wenn alles wieder in neuem Glanz erstrahlt, kann ich aber jedem nur empfehlen, bei Gelegenheit mal dort vorbeizuschauen – es lohnt sich.

Eines meiner Highlights war der Opernplatz (eigentlich Siegesplatz), den man 2023 sogar dank eines extra aufgebauten Pflanzen-Gerüst-Turms (es fällt mir schwer, passendere Worte dafür zu finden) von oben betrachten konnte. Das Bodenmuster war ideal für ein paar Streetfotografie-Versuche…

Opernplatz Siegesplatz von oben Streetphotography Temeswar Timisoara Rumänien Banat
Der Siegesplatz von oben

Meine neu gewonnene Vorliebe für dunklere Bilder hat sich auch auf dieser Reise immer wieder durchgesetzt – so auch bei diesem eigentlich ganz gewöhnlichen Fenster im Kulturpalast von Arad…

Arad Rumänien Kulturpalast Fenster
Ein Fenster im Arader Kulturpalast

Wer in fremde Länder reist, wird dabei immer auf Dinge stoßen, die er nicht gewohnt ist – auch in Europa. In Österreich weigert man sich, die Worte „Schorle“ oder „Tüte“ auch nur in den Mund zu nehmen, in der Schweiz fahren die Züge tatsächlich auf die Minute pünktlich, in Frankreich wirft man gelegentlich mit Pflastersteinen und in Rumänien werden auch heute noch lebende Tiere auf dem gewöhnlichen Wochenmarkt mitten in der Stadt verkauft. Für uns Deutsche oftmals ein herzzerreißender Anblick (vor allem aufgrund der größtenteils wirklich grenzwertigen Unterbringung), so auch im Falle dieser Malteserwelpen, die im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren aber zumindest einen Schattenplatz abbekommen haben…

Maltheserwelpen werden auf dem Markt von Arad zum Verkauf angeboten
Malteserwelpen werden auf dem Markt von Arad zum Verkauf angeboten

Auch an dieser Regenschirm-Installation konnte man erkennen, dass Temeswar aktuell europäische Kulturhauptstadt ist – der Fotograf in mir hat sich gefreut.

Regenschirme in Temeswar Timisoara Rumänien Banat
Temeswar 2023

Dieses Bild steht sinnbildlich für den mehr oder weniger verlassenen deutschen Friedhof in Saderlach. Aus irgendeinem Grund eines meiner persönlichen Lieblingsbilder der Reise.

Verlassener deutscher Friedhof in Saderlach Banat Rumänien
Auf dem ehemaligen deutschen Friedhof in Saderlach

Die Minoritenkirche in Arad und eine der vielen unterschiedlichen Trambahnen zur blauen Stunde.

Arad Rumänien zur Blauen Stunde Trambahn Minoritenkirche
Minoritenkirche mit Trambahn

Das orthodoxe Kloster Hodos-Bodrog liegt nicht weit von Saderlach entfernt und ist ein wichtiger Wallfahrtsort. Bei unserem Besuch war es hier allerdings herrlich ruhig, und auch ein paar optische Highlights konnte ich dabei entdecken…

Mosaik im Kloster Mănăstirea Hodoș-Bodrog im Banat Rumänien
Mosaik in Hodos-Bodrog

Gottesanbeterinnen gehören für mich ohne Zweifel zu den faszinierendsten Insekten überhaupt. Durch die stetige Erwärmung breitet sich die Art Mantis religiosa zwar auch in Deutschland immer weiter aus, gesehen habe ich sie hier aber noch nie. Im Banat hingegen sind wir innerhalb weniger Tage gleich drei Exemplaren begegnet, und das ohne sie zu suchen – einmal vor dem Hinterausgang eines deutschen Altenheims mitten in Temeswar, einmal in unserem Bus auf dem Parkplatz des oben erwähnten Klosters, und einmal während dem Essen in einem Restaurant. Drinnen. Natürlich musste ich bei diesen Gelegenheiten auch das ein oder andere Foto dieser schabenverwandten Räuber schießen – leider ist die Makrofotografie alles andere als mein Fachgebiet, aber dafür bin ich dann doch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Bei dem auf diesem Foto abgebildeten Tier handelt es sich übrigens höchstwahrscheinlich nicht um die Europäische Gottesanbeterin Mantis religiosa, sondern um die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammende Art Hierodula transcaucasica. Gut erkennbar ist dies unter anderem anhand des fehlenden dunklen Flecks auf der Innenseite der Raubbeine, zudem kann Hierodula deutlich größer werden.

Gottesanbeterin Portrait in Temeswar Rumänien
Eine Gottesanbeterin mitten in Temeswar

Nochmal der Opernplatz in Temeswar, diesmal mit der namensgebenden Oper sowie dem zuvor beschriebenen Pflanzen-Gerüst-Turm im Bild. Wie hättet ihr dieses Konstrukt benannt?

Opernplatz Siegesplatz mit Oper von Temeswar Timisoara Rumänien Banat
Der Opernplatz in Temeswar

Als verstecktes Juwel lässt sich ohne Frage die Synagoge von Arad bezeichnen – gerade architektonisch fand ich diesen Ort sehr spannend.

Arad Rumänien Synagoge Sitzbänke
In der Synagoge von Arad

Dorfidylle in Saderlach – ohne große Worte…

Kirche in Saderlach Banat Rumänien
Saderlach

Der meiner Meinung nach schönste Ort in Temeswar ist der Platz der Vereinigung, auch als Domplatz bekannt. Leider war es bei unserem Besuch in der Stadt so heiß, dass fast nur Tauben und kaum Menschen auf dem riesigen begrünten Platz unterwegs waren, was für eine sehr seltsame Stimmung sorgte. Abends oder morgens muss es dort aber bestimmt herrlich sein.

Domplatz Platz der Vereinigung in Temeswar Timisoara Rumänien Banat
Blick hinaus auf den Domplatz in Temeswar

Maria Radna ist eine katholische Wallfahrtskirche am Fuße der westlichen Karpatenausläufer nicht weit von Arad entfernt. Architektonisch sicherlich interessant, aber ich persönlich werde ein Tier wohl immer einer Kirche vorziehen. Diese hübsche junge Dame heißt Molly und hat sich sehr über den angenehm kühlen Kirchenboden gefreut.

Maria Radna Wallfahrtskirche Rumänien Banat Französische Bulldogge#
Molly (und Maria Radna)

Nochmal der Rathausplatz in Arad, diesmal aber vom Rathausbalkon aus gesehen. Ein schöner Anblick, sogar mit geeignetem Vordergrund für den suchenden Fotografen…

Arad Rumänien Rathaus Balkon
Blick vom Rathausbalkon in Arad

Ein Kronleuchter in der orthodoxen Kathedrale von Temeswar – die düstere Stimmung dort lud einfach zu solchen dunklen Bildern ein.

Kronleuchter Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen Orthodoxe Kathedrale Temesar Timisoara Rumänien
In der orthodoxen Kathedrale von Temeswar

Ein weiteres Foto aus Saderlach, erneut ohne Worte – einfach ein typisch rumänischer Straßenzug…

Statue Kreisverkehr Saderlach Banat Rumänien
Ein Straßenzug und ein Kreisverkehr in Saderlach komprimiert auf das Wesentliche…

Immerhin einmal habe ich es geschafft, in Arad ein paar abendliche Langzeitbelichtungen zur Blauen Stunde zu machen. So ganz zufrieden bin ich mit den Ergebnissen leider nicht, aber das liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich zuvor seit fast einem Jahr nicht mehr mit Stativ gearbeitet habe. Dieses eine Bild hat mir dann aber doch gefallen, auch wenn ein Teil des Obelisken im Bild leider ausgebrannt ist.

Arad Rumänien Rathausplatz Blaue Stunde Langzeitbelichtung
Arad zur Blauen Stunde

Nochmal der Domplatz in Temeswar. Trotz der Hitze habe ich mich irgendwann aus dem Schatten hinausgewagt, um ein paar Fotos zu schießen. Das Licht war nicht optimal, aber zumindest dieses eine Bild wollte ich hier trotzdem zeigen – vielleicht erkennt ja jemand das fotografische Potential, das auf diesem Platz begraben liegt…

Domplatz Platz der Vereinigung in Temeswar Timisoara Rumänien Banat
Der Domplatz in Temeswar bei nachmittäglicher Hitze

Ein letztes Kirchenbild – im Nachhinein war ich selbst ein wenig überrascht, was für tolle Motive sich dort teilweise geboten haben. (Ich möchte mich an dieser Stelle allerdings deutlich von möglichen Inhalten der Kirche distanzieren, mir ging es in diesem Beitrag ausschließlich um die fotografische Komponente.)

Kirchenfenster Saderlach Banat Rumänien
Ein Kirchenfenster in Saderlach

Den Abschluss macht nochmal Arad. Dieses Foto wurde zur goldenen Stunde vom Balkon unseres Hotels aufgenommen – zu sehen ist unter anderem der oben bereits erwähnte Kulturpalast, direkt dahinter fließt die Marosch entlang, die ihres Zeichens die Grenze zum Banat markiert. Ein schöner, symbolträchtiger Abschluss für diesen Artikel…

Arad Rumänien Skyline Abendlicht Goldene Stunde Kulturpalast
Arad zur goldenen Stunde

Das wars aus dem Banat und aus Rumänien. Auch wenn es wohl eher unwahrscheinlich ist, dass ich irgendwann dorthin zurückkommen werde, hat der einwöchige Familienurlaub auf jeden Fall viele bleibende Eindrücke hinterlassen. Ich persönlich habe in dieser Zeit eine Menge dazugelernt, und ich hoffe, dass dem ein oder anderen auch die fotografische Seite des Ganzen gefallen hat. Wenn ja lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen…

Weitere Artikel aus dieser (zugegebenermaßen kurzen) Serie:

Noch mehr Reiseberichte gibt es außerdem hier:

Wer noch mehr Fotos sehen möchte, kann außerdem gerne in meiner Galerie vorbeischauen…

…oder mir auf Instagram folgen – dort poste ich im Gegensatz zu diesem Blog auch regelmäßig neue Bilder.

Dies wäre der Punkt, an dem ich normalerweise darüber schreibe, wie viele zukünftige Blogartikel aktuell in Planung sind – da ich aber weiß, wie gut ich diese leeren Versprechungen in der Vergangenheit in die Tat umgesetzt habe (in der Regel gar nicht), werde ich in diesem Fall lieber darauf verzichten. Wer weiß, ob und wie es hier weitergeht. Falls ihr bis hierhin drangeblieben seid: Dankeschön und bis zum nächsten Mal!

Es folgt noch ein wenig dreiste Eigenwerbung…

Mein Kalender „Impressionen aus München“ ist auch 2024 wieder bei Calvendo erhältlich. Wer ihn noch nicht kennt, darf ihn sich gerne einmal genauer anschauen – vielleicht passt er ja zufällig auch in dein Zuhause…

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4 Kommentare

Lieber Florian,

toller Bericht und beeindruckende Bilder. Mach weiter so! Man sieht, daß Du Deine Erfüllung gefunden hast!

Grüße aus Celle

RALF

Was für ein schön gemachter Artikel, Flo! Humorvoll geschrieben und glänzende Foto-Auswahl. Schade, dass Du Dich auf die kurzlebigeren Fast-Food-Formate verlegt hast. Aber wenn der Trend der Zeit dorthin geht, dann lässt sich das wohl schlecht aushalten.

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